4. Jänner 2005Die Leiber von Auschwitz in ihrer Zeit zu sehen war ich zu jung.
Prima! Die Leiber von Srebrenica, das wäre sich ausgegangen. Aber sie waren verscharrt.
Schwein gehabt! Nun, da kann zum Glück niemand viel dafür, diese Flut. Dank "profil" bekomme ich drei verreckte
Menschen, im trüben Wasser dümpelnd, auf dem Cover serviert. Supa! Ich brauch sowas, um
zu begreifen. Oder. Hat der leitende Redakteur grade mal den Verstand verloren? Oder. Sind
wir so? Müssen wir das Unglück anderer so explizit vor Augen haben? Vermutlich sind wir
so und dem leitenden Redakteur gehts eh ganz gut.
Kommentar? Kein Kommentar!
Cut!
Was?! Natürlich halte ich mir die Sache im Blickfeld
klein. Lasse mir Zeit. Will nicht alles gleich wissen, sehen. Wozu? Dieses unerträgliche
Getue, aus großer Distanz das Unfaßbare fassen zu wollen. Blödsinn! Ich brauche keine
Aufgebrachtheit. Statt dessen: Zeit! Im Auge behalten: ein Ganzes, das nicht die
Katastrophe in ihrem Ausmaß meint. Diese Dimension ist nicht zu bewältigen. Aber die
Verletzlichkeit eines einzigen Menschen. Davon erreichbar zu sein. Braucht schon einige
Courage. Das ist ein Punkt, von dem sich ausgehen läßt.
Das große Trümmerfeld als Medienereignis ... schauen
statt blicken. Ich weiß noch nicht, wohin mich das führen wird. Das Grauen läßt sich
gut verhüllen. Durch grauenhafte Prosa, wie diese im "profil":
Ich höre bei anderen Gelegenheiten diese Phrase:
"Schon ein Toter ist zu viel." Was meint denn solches Geschwätz? Als
Gegenprobe: Worin liegt also der essenzielle Unterschied von einem Toten zu 130.000? Eben!
Das ist IRGENDWIE die falsche Frage. Wenn man davon absieht, daß das Aufräumen bei einem
Toten leicht zu bewältigen ist.
Also! Was darf vom Schrecken im Blickfeld bleiben? Und. Was
ist damit zu tun?
Cut!
Ich schreibe hier aus der Distanz des Medienpublikums. Andere sind
vor Ort. Emil Gruber hat Post von Florian Palzinsky übermittelt ...
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