10. Dezember 2004

Kleines Lokal am Eck eines Hauses. Würde ich beim Fenster dieses Lokales "Servus!" rausbrüllen, könnte es Autor Helmut Schranz in seiner Bleibe hören. Vorne wummert die Arbeit in der ehemaligen Mühle, die mein Onkel einst zu einem respektablen Schlosserei-Betrieb ausgebaut hatte. Er war davor Ingenieur bei Focke Wulf gewesen, wo man in den 40ern einen gefährlichen Jagdeinsitzer gebaut hatte, die Fw 190 ("Würger"). Ein Warbird, dem britische Piloten eine "furchterregende Schlagkraft" nachsagten. ("Red Bull"-Fürst Didi Mateschitz hätte damit gewiß einige Freude, wenn davon noch ein Exemplar für sein Geschwader zu haben wäre.)

Mein Onkel, der in hohem Alter starb, ohne daß er aufgehört hätte ein Nazi zu sein. Hatte mir seinerzeit großzügig Material und einen erfahrenen Gesellen zur Seite gestellt, mit dessen Hilfe ich einem 500er Puch den nötigen Stahlrohrkäfig einbauen konnte, um damit Crash-Rennen zu bestreiten.

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Ich war berüchtigt, mein Auto in Rennen aufs Dach zu schmeißen, weshalb man mir dringend empfohlen hatte, meinen Sponsor, eine Grazer Siebdruckerei, auf die Bodenplatte zu schreiben. Das waren lustige Zeiten, frei von allen Bedenken. Kleines Lokal am Eck eines Hauses. Der Wirt ein Österreicher, die Wirtin eine Asiatin. Mittagsgäste aus dem nahen Altersheim.

"Was glaubst du, sind die ein Ehepaar?" fragt mein Mädchen über zwei alte Leute am Nebentisch.
"Warum?"
"Weil sie die ganze Zeit nichts miteinander reden."
"Das ist bei uns so."
"Ich würde auch mit einem Toten reden."
Da nicke ich über meinen gebackenen Putenstreifen. Balkanmädchen. Die sind einfach anders drauf.

Cut!

Musolf schrieb mir zum Eintrag über die Gleisdorfer WebCam:
"Ich verstehe nicht, wie Du sehen kannst, was von Eurem Rathaus aus überwacht wird. Wie funktioniert das?"

Es ist eine via Internet allgemein nutzbare Kamera. Mein Sohn hatte es nach unserer Session sofort kapiert, meinte, da könne man ja auch aus Finnland nachschauen, was in Gleisdorf los sei. (Finnland? Was hat der mit Finnland zu tun?) Genau!

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Man steigt HIER ein. Musolf:
"Ich komme über Deinen Link nicht an Eure Rathauskamera. Bei mir gibt es nur eine weiße Seite mit kleinem Kästchen und rotem x Kreuzchen. – Du wirst das sicher noch erklären."

Klar. Da fehlt eine Software-Komponente. Ich hab auf meiner Maschine eine "Java 2 Plattform" installiert. Die kann man sich HIER gratis downloaden. Schon läuft die Sache. Allerdings sind die meisten öffentlichen WebCams nicht so frei und gut steuerbar, wie jene von Gleisdorf. Und natürlich kann man nur sehen, was sich im Schwenkbereich der fix montierten Kamera befindet. Ich hab nun gleich mal nachgesehen: was tut sich unter meinem Schlafzimmerfenster? Nichts:

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Die Geschichte finde ich immerhin so anregend, daß ich im "CyberTrail" mit einem kleinen Projekt zur Sache beginnen werde. Wir werden rund um die Welt ein wenig mit WebCams experimentieren.

Ich erlaube mir folgende Annahme:
Gib den Menschen so ein Spielzeug und laß sie mal ein paar Jahre damit Späße treiben. Dann hast du auf jeden Fall mögliche Schwellen GEGEN solche Systeme bemerkenswert abgesenkt. Sollte in einiger Zukunft eine Regierung die Idee haben, Kameras im öffentlichen Raum breit zu nutzen, was sich quer durch Europa ja schon andeutet, dürfen die Hardliner solcher Überwachungsfantasien damit rechnen, daß die meisten Menschen bloß ihre Schultern zucken und sagen: "Naja, eine WebCam, nix Besonderes ..."

Cut!

Ich hab oben die "Focke Wulf Fw 190" erwähnt. Einen der gefährlichsten Vögel der Nazi-Luftwaffe. Und gestern den "Fürsten" Dietrich Mateschitz, der sich in die Feudalzeit zurückträumt, wenn er einem unbotmäßigen Untertan das Zertrümmern einer Kniescheibe androht. Nun hat man ja beispielsweise in der Französischen Revolution so manchem Fürsten das Köpfchen, in dem solche Träume steckten, abgeschlagen. Die Träumerei ist also verfänglich. Auch wenn die steirische Landesregierung vor dem Herren von "Red Bull" inzwischen nicht auf den Knien, sondern auf dem Bauch liegt ...

Im Salzburger "Hangar 7" verwahrt der reiche Kniescheibenbedroher seine Kollektion von "Warbirds". Maschinen, die mir sehr gefallen. Zumal seine "Corsair", ein amerikanisches Trägerflugzeug, das die Japaner "pfeifender Tod" nannten, dereinst als Modell durch meine Kindertage geflattert ist.

Wofür stehen nun solche Apparate, wenn man davon absieht, daß sie demonstrative Macho-Maschienen sind? Ich erzähl es morgen ...

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