3. November 2004 Unlängst hatte ich mich auf dem Cover einer Website
mit dem vormaligen Landtagspräsidenten der Steiermark Franz Wegart wiedergefunden.
Wegart, der sein Amt und mögliche Würde offen mit seiner Zuneigung zum Traditionsverband
der Waffen-SS, der "Kameradschaft IV", verknüpft hat.
Man möchte meinen, die Kumpane dieser Barbaren könnten
endlich wenigstens in schamhaftes Schweigen verfallen. Tun sie aber nicht. Offenbar sind
sie zu lange von Österreichs Politik gehätschelt worden. Weshalb ihnen ein Bewußtsein
dafür fehlt, daß ihre Gefühle zwar als privates Ereignis unantastbar bleiben sollen,
daß aber jede öffentliche Inszenierung heftigen Einspruch verdient.
Wie zum Beispiel jenen aktuellen "Einschnitt" von
Hanne Hiob (die Tochter von Bert Brecht), Wolfram P. Kastner und Hubsi Kramar:
Hubert Kramar
A 1140 Wien
und Wolfram P. Kastner
Institut für KUNST und FORSCHUNG
D 80637 München
Wien, 2. November 2004
An den
Bundespräsidenten der 2. Republik Österreich
Dr. Heinz Fischer
Ballhausplatz
A 1010 Wien
Sehr geehrter Herr Bundespräsident
Hiermit übergeben wir Ihnen den "schwarzen
SS-Fetzen", die abgeschnittene Kranzschleife der Kameradschaft IV, die diese
öffentliche Wiederbetätigung -- die Verbrecher-Helden-Verehrung -- nun seit 50 Jahren am
1. November im Salzburger Kommunalfriedhof, im vollen Mitwissen der Behörden, vornimmt.
Soweit wir mit den Gesetzen vertraut sind, dürfen wir darauf vertrauen, dass Sie als
oberster Vertreter der Republik dagegen einschreiten und entsprechende Massnahmen
ergreifen werden, damit diesem Verbrechen ein Ende gesetzt wird.
Mit höflichen Grüssen,
Hanne Hiob, Wolfram P. Kastner und Hubert Kramar
Cut!
Noch ein paar Takte zu Byzanz. Das "Imperium
Romanum" hatte sich also ein weiteres Zentrum gegeben, um in der gewaltigen
Ausbreitung wieder besser re(a)gieren zu können. Konstantinopel war dort entstanden, wo
die Römer mit diesem Schritt näher an den wachsenden Problemen waren. Byzanz WAR das
Römische Reich, der christliche Glaube ab dem vierten Jahrhundert Staatsreligion.
Wer also "Werte des christlichen Abendlandes"
herbetet, um Europa eine Abgrenzung gegen den Orient zu verpassen, ignoriert nicht bloß,
daß wir aus den einst uns hoch überlegenen Kulturen des Orients unendlich viele
wesentliche Impulse bezogen haben.
Mit solchen Abgrenzungsattitüden verwischt auch einmal
mehr die Wahrnehmung dafür, daß die Trennlinie zwischen der Orthodoxie von Ostrom und
der römisch-katholischen Seite Westroms eine Spaltung des Christentums gewesen ist, deren
kulturelle und politische Konsequenzen offenbar bis in die Gegenwart reichen.
Europa hat reichlich zu tun, diesen alten Bruch heute
aufzuarbeiten, zu integrieren. Nun ZUGLEICH eine solche Bipolarität mit dem Islam
aufzuziehen, statt einen neuen Weg zu suchen, ist ja eine ziemlich dümmliche Position.
Byzanz. Das alles hatte sich entfaltet, da gab es noch gar
keine Türkei. Und dieses Europa sah die Grenzen zum Orient nicht so fest gefügt, wie es
aktuell scheinen möchte, pflegte erhebliche Interessen in den Nahen Osten hinein. (Was ja
etwa die "Kreuzfahrerstaaten" belegen.)
Wer immer HEUTE mit Geschichte GEGEN eine Verständigung
mit der Türkei argumentiert, um aus der Historie heraus "sein Europa" zu
definieren, verschweigt uns, daß wir ohne die intensive Wechselwirkung zwischen Orient
und Okzident "unser Europa" überhaupt nicht erklären könnten.
Und jetzt soll mir mal jemand erklären, wodurch, vor allem
aber WESHALB man annehmen könnte, diese laufenden kulturellen Veränderungsschübe, die
unseren Subkontinent über Jahrtausende ausgemacht haben, seien nun zu Ende. Das ist eine
groteske Vorstellung.
Aber, wie ich schon erwähnt habe, die Jahrtausendtradition
des Waffenganges nun durch Verhandlungen abzulösen, das ist doch ein interessanter Aspekt
...
[kontakt] [reset] |