9. Oktober 2004Daran muß man sich ja erinnern. Welche Ehrungen die "Liebe Elfriede!" Jelinek im Lande schon erfahren
hat. Zum Beispiel auf solchen Plakaten in Wien ausgestellt zu werden:
Daran wird man sich ja erinnern müssen. Beizeiten. Wer
sich grade alles vor Mikrophone drängt. Um die frisch gekaute Kreide runterzuschlucken.
Und so das Maul frei zu kriegen. Für geheuchelte Artigkeiten.
Dabei könnte man, selbst wenn man ihr feindselig gesinnt
wäre, mit einem einzigen, trocken ausgesprochenen Wort eine passable Figur machen:
Bravo!
Cut!
Die vaterländischen FPÖ ist für einen wie mich
UN-BE-ZAAAAHLBAR. Wahrfhaftig! Diese Crew bringt mich immer wieder zum Nachdenken. Und das
tut mir gut. Nachdenken. Das mag ich genauso wie meine Gänge über die Felder. Mehr noch.
Ich liebe Nachdenken. Es macht mir Spaß und kostet keine ORF-Gebühren.
Also! Am Tage, da die "Steirerkrone" auf der Eins
titelte: "Nobelpreis für Obersteirerin!", gestern, na DAS ist lustig, es haben
sich die Leute in Schweden wohl gesagt: okay, wir werden diesmal den Nobelpreis an eine
Obersteirerin vergeben, Ihr wißt schon, das ist gleich hinter dem Geburtsort von
Kaliforniens Gouverneur, vom Süden her gesehn, ja, an diesem Tag hat der Hace Strache von
der vaterländischen FPÖ in der "Steirerkrone" ein ganzseitiges Inserat
schalten lassen. Worin es heißt:
Weder geographisch, noch kulturell. Das ist eine kolossal
interessante Überlegung. Die doch irgendwie besagt: Islam und Christentum, das geht nicht
zusammen. Wen wir von DIESEM EUROPA reden.
Hab ich den Hace da richtig verstanden? Ich glaub schon.
Nun. Hab ich nachgedacht. Falls es nämlich überhaupt
einen Sinn macht, mit den eventuellen KONTINUITÄTEN eines Jahrtausends zu argumentieren
... steht der Hace jetzt mit nacktem Hinter da. Weil. Und das hat ihm ja vielleicht noch
niemand verraten. Weil nämlich DIESES EUROPA ohne das Zusammengehen mit der islamischen
(arabischen) Kultur ÜÜÜÜ-BER-HAUPT nicht dieses Europa wäre.
Denn. Die "christlichen Werte des Abendlandes"
haben wir ja über Sokrates - Platon - Aristoteles - Thomas von Aquin ... daß Jesus ein
Jude war, lassen wir im Moment ein bißl beiseite, bloß ...
Die Intellektualität Europas beziehen wir also ganz
wesentlich aus der griechischen Philosophie. Deren überlieferte Texte Europa großteils
verloren hatte. Und aus Übersetzungen von der arabischen Hochkultur zurückerhalten hat.
Was immer uns also unterscheiden, trennen mag, es VERBINDET uns auch unendlich viel.
Daß Europas Intellektualität sich ganz wesentlich auch
aus der Buchkultur des Judentums schöpft, lassen wir, wie gesagt, im Moment noch ein
wenig beiseite.
Cut!
So. Das Christliche Abendland und der Islam. Und wo ist in
der Europawerdung nun die Orthodoxie? "Grundwerte Europas" werden zur Zeit
gehäuft von Konservativen als "Fundamente der Einigung" ausposaunt. Wie Hans
Graf Huyn mit seiner Hügel-Theorie das früher gemacht hat.
Europa sei auf drei Hügeln erbaut, "Golgatha, der
Akropolis und dem Capitol." Damit meint er "Transzendenz, Humanum und
Ordo." Also den christlichen Glauben, die griechische Philosophie und die römische
Rechtsordnung.
Wenn Sie in Golgahta eintrudeln, haben sie das Territorium,
das hier als "Europa" behauptet wird, längst verlassen. So viel zu derlei
polemischen Metaphern.
Die griechische Philosophie ... hatte dieses Europa, wie
oben erwähnt, weitgehend verloren. Und aus der arabischen Kultur zurück erhalten. Weil
dort noch Übersetzungen verfügbar waren, während uns die Texte abhanden gekommen sind.
So viel zu derlei Geschichtsbeugungen.
Das römische Recht, gut, geritzt. Diese Codices schaffen
in der Tat erhebliche Kontraste in der Kulturgeschichte.
Daß sich Osmanen mit Christen gehaut haben, unterscheidet
die Situation in keinem Deut davon, wie Christen mit Ihresgleichen umsprangen. Kampf um
Glaubensinhalte? Lächerlich! Das war doch bloß Kolorit. Den die Macht sich leistete.
Dahinter standen ganz andere "realpolitische" Interessen ...
[kontakt] [reset] |