18. September 2004Auf der Bundesstraße Richtung Süden. Auf der Strecke eine Junction-Station.
Stiller, kleiner Provinzbahnhof. Das mag ich über alle Maßen. Solche Plätze, alles
etwas abgenutzt und schäbig, gelebtes Leben hat seine Spuren hinterlassen ...
Und will auch weiter gelebt werden. Dead End County.
Ausgesonderte Automobile, wenn sie uns ungewohnt erscheinen, geben leise rostende
Werbeträger ab. So hinter Werndorf, wo ein 1962er Chevy Bel Air für einen Nachklub
wirbt.
Und gleich danach ein Steyr-Diesel. Wuchtiger 386er. (Wie
ich unlängst einen hinter Deutschlandsberg entdeckt hatte.)
Wirbt für Erdbewegungen, Abrißarbeiten, Humusverkauf und Wegebau. Außerdem Rohrpressung
und Brunnenbau. Mit solchem Portfolio kann man die Welt an einigen ihrer Ecken verändern.
Richtig?
Aber mein Ziel war ein Meeting mit Leo Kysela. Veteranentreffen.
Gewissermaßen. Denn wir haben seinerzeit ... naja, so kann man ja über seinerzeit nicht
zu erzählen anfangen. Daß man sagt: wir haben seinerzeit ...
Aber. Ich muß mal in meinen Kisten wühlen. Da gab es zum
Beispiel ein Pressefoto, worauf wir beide, spärlich bekleidet, in einer Badewanne saßen,
einen Trupp Sporttaucher im Dienstgewand um uns geschart ... das war Blues-Revue-Ära, in
der ich keine Hemmungen hatte, Refrains zu singen, um mich dann doch beim Lesen von
Gedichten wieder wohler zu fühlen. Absolut Boheme-Zeit ...
Cut!
Beograd (12)
Während ich längst wieder heimgekehrt bin, in
meine Welt der Stubenhocker, wo schon ein großes Geschrei angeht, wenn mal ein Küken aus
dem Nest fällt, gerade auf den Teppich vor dem Bett, während nun von dieser Fahrt nach
Beograd noch ein wenig zu erzählen sein wird, erreichte mich Post. Welche von jenen etwas
erzählt, die nicht aus den Betten oder Nestern, sondern gleich aus ihrem Land gefallen
sind. Das gehört zur vorigen Szene im
"Reka".
Da war auch ein Lied von einer rock
band, natürlich gemacht in der zeit wo viele das Land verlassen haben:
Meine freunde sind
wie perlen
Über die ganze Welt
zerstreut.
Aber ich bin ein zugvogel und
treffe die manchmal im fliegen.
Ist das das Schicksal oder wer weiß was.
Aber im sommer
Aus kanada
über amerika und australien
Wie die schwalben im fluge
Strömen die nach slavija [slavija ist stadtteil von beograd]
Und wenn wir uns treffen
Immer wird gegossen [gemeint ist trinken]
Und immer endet es mit einer von unserem alten strophen:
Wir sollen gesund und lebendig sein
Noch 100 jahre mindestens.
Und das glück und freude
Sollen uns immer begleiten.
Und die beste frauen sollen
Immer bei uns sein.
Weil dieses Leben so kurz ist
Und verfließt wie ein Augenblick
[tren ist serbisches wort, etwas ganz kurzes]
...
Das war auch im "reka" gespielt, natürlich,
text kann nicht besser passen ... Das sind immer diese lieder, die für nicht betroffene
wie schund klingen, Aber für uns nach ein paar flaschen wein passen wie die alte schuhe!
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