12. August 2004Ich war vorgestern ein wenig
über das Wort "Staubecken" gestolpert. Weil das Stau-Becken, das ich meinte,
nicht als Staub-Ecken erscheinen sollte. Aber das sind doch nur mäßige Anforderungen an
unsere Kognition, die zum Glück so gemacht ist, daß mit jeder Menge KONTEXT fertig wird.
Kodifizierte Inhalte dürfen also im Code ruhig Unschärfen
haben. Das schaffen wir schon. Was bei Fragen der ORTHO-GRAPHIE, also des rechten,
ordnungsgemäßen Schreibens, freilich unter anderen Lichtern betrachtet wird.
Nun wackelt die sauteure Rechtschreibreform. Mindestens in
Deutschland. Gut so. Ich hab sie nie leiden können. (Wie man an meinen Schreibweisen
erkennen mag.) Nicht nur Fachleute bemängeln, daß eine reale Erleichterung ausgeblieben
sei. Und daß sich die Fehlerlast bei lernenden Kindern nachweislich NICHT senken ließ.
Gschlampert formuliert: Da haben etliche Professores gutes
Geld verdient und sich ihre Legitimation bestätigt, in dem sie einmal mehr vor allem
HERRSCHAFTSWISSEN produziert haben. Um das zu erahnen, muß ich kein Germanist sein.
Ich hab mir, aus üblicher Neugier, damals den neuen Duden
gekauft. Und greife ein Beispiel heraus. Die depperten Zausel belasten Volkswirtschaften
schwerst. Indem sie etwa das scharfe ß nicht einfach abschaffen und generell durch ss
ersetzen. Sondern ein NEUES Regelwerk einführen.
Weil sich gewisse Inhalte anders nicht CODIFIZIEREN
ließen? Blödsinn! Denn für das Druckereigewerbe erlaubt man beispielsweise in den
"Richtlinien für den Schriftsatz" (auf Seite 71):
"Nur wenn in einer Schrift kein ß vorhanden ist, darf -- als Notbehelf -- dafür
ss gesetzt werden."
Es gibt also kein Codeproblem. Man versteht schon, was
gemeint ist. Egal ob ß oder ss. Es gibt das Problem depperter Zausel, die sich in die
Historiographie eintragen möchten, in dem sie mehreren Völkern ein neues Regelwerk
anheften, das in mehr als nur diesem Beispiel keineswegs der ERLEICHTERUNG dient. Sondern
eben der Erschaffung von Herrschaftswissen, das mühsam erlernt werden muß. (Kennen Sie
inzwischen die neuen ß-Regeln?)
Cut!
Notiz zum "Krieg gegen Frauen", "Der Standard" vom 10.8.04:
"Ein 50-Jähriger Grazer soll sich an der Tochter seiner Freundin vergangen
haben. Er legte bei der Polizei ein Teilgeständnis ab und behauptete, die Siebenjährige
habe ihn verführt, während er mit ihr Pornos angeschaut habe."
Kommentar: Kein Kommentar.
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