30. März 2004

log65b.jpg (19539 Byte)

Hans Fraeulin, flankiert von Jörg Vogeltanz und Christine Werner. (Voto: Vana)

Hans Fraeulin schrieb dazu:

Gerade, Ihr Lieben, höre ich aus dem Radio Robert Schumanns Ouvertüre zu Hermann und Dorothea von? - richtig! Eine muntere Adaption der Marseillaise - natürlich von einem kecken republicain cis-Rhenanin. Harmonie in Endenich am 1. Mai. Kommt Ihr mit?

Schumann kam damals in Endenich etwas verwirrt beinahe zur eigenen Beerdigung zu spät. Ich habe da einen interessanten Link zur Deutschland-Hymne, der beweist, dass dieselbe eine Parodie auf das Dachstein-Lied war oder umgekehrt bereits das große Missverständnis zum Deutschlandlied dokumentiert. Liest man das Lied links daneben, das Auswanderungslied, kann man das rechts daneben stehende Deutschlandlied nicht mehr ernst nehmen, zumal auf Helgoland geschrieben, damals britisch regiert und deutschnational besoffen.

Achso: der Link.

Dass es in Deutschland nur Wein, Frau und Gesang gegeben haben soll, auch noch doppelt gemoppelt, hat Heine so umschrieben: Franzosen gehört das Land, das Meer gehört den Briten. Wir aber besitzen im Luftreich des Traums die Herrschaft - unbestritten. Eine neues Lied...

Wer wissen will, wie ich mit einem kleinen Eingriff die österreichische Hymne auf Gender Mainstreaming geändert habe, melde sich bei mir.
Liebe Grüße,
Hans.

Und:

>>>wir haben die STEIRISCHE vor augen<<<
Ja, lieber Martin, und seitlich keine Klappen, wie ich hoffe. Wie diese Landeshymnen in Hurdistan eingeführt wurden, sind die nächstbesten Lieder mit irgendeinem Bezug zum jeweiligen Bundesland genommen worden, um wieder so etwas wie eine österreichische Identität zu stiften. Aber schon beim Andreas-Hofer-Lied für Tirol haben sie gepatzt. Die Story spielt ganz woanders, nämlich im tiefsten Italien.

Ich würde deshalb mit einer Neufassung der steirischen Hymne warten, bis Arnold Schwarzenegger in Kalifornien abgeknallt wird. Es sind die Badener nicht auf die Idee gekommen, das Heckerlied zu einer Landeshymne zu machen, obwohl der Hecker später Staatsmann in den USA wurde, oder die Wiener das Robert-Blum-Lied "...der Mörder Windischgrätz!", heißt es da zum Schluss. In Kärnten ist seither Volldusel: "Wo man mit Blut die Grenze schrieb und frei in Not und Tod verblieb", müsste eigentlich heißen: Wo man im Öl die Grenze trieb und fett in Salz und Schmalz verschied. Leider nicht alle und immer die falschen. Und dann singen diese Leute hinter der Pack doch so gerne.

Ich trage es mit Fassung. Das Hofer-Lied zur Landeshymne zu erklären, als die sozialistische und kommunistische Jugend in der ganzen Welt bereits seit 30 Jahren auf die Melodie damit: "Dem Morgenrot entgegen..." schritt, zeugt von beharrlichem Starrsinn gegenüber den Arschlöchern übern Berg im andern Tal.

Dümpfer gehts nümpfer. "Es liegt ein Schloß in Österreich, das war so schön gebauet..." Ich wüsste darauf andere Verse: Das Blutgericht: Hier im Ort ist ein Gericht viel schlimmer als die Fehme, wo man nicht erst ein Urteil spricht, das Leben schnell zu nehmen. Hier wird der Mensch langsam gequält, hier ist die Folterkammer... Das Lied hat 25 Strophen. Woher ich die weiß? - später. Beim 1.Mai-"Spaziergang" 1934 über die Wiener Ringstraße war das ganz praktisch, bei allzu deutlicher Polizeipräsenz vom Morgenrot auf Mantua zu schwenken. Werden nicht nur Rosen aus Tirol dabeigewesen sein. Das Dachstein-Lied find ich völlig korrekt, was die Ausdehnung damals betrifft sowieso. Von der Maas bis an die Memel war doch nur Parodie auf diesen hymnopathischen Hype von damals.

Damals ging das steirische Land ja wirklich von der Drau bis zur Sau. Also lassen wir es dabei, und fühlen uns nach wie vor unseren Nachbarn, heißt irgendwann übern nächsten Hügel Slowenien, verbunden. Ich kannte Mauer und Stacheldraht und bin auf der Südsteirischen Weinstraße beim ersten Mal, ohne ein Glas Wein getrunken zu haben, hin und hergetorkelt. Das war eine Entdeckung für mich. Jetzt bin ich hinterm Eisernen Vorhang, jetzt davor, mal links mal rechts, mal in der Straßenmitte auf beiden Seiten. Ich dachte mir damals 1981, als ich hierher kam: Das muss was anderes werden. Und die Landeshymne fand ich einfach ehrlich. Hat doch gestimmt. Und?, kommt das Wort Deutsch darin vor? Nur die Männer?

Nachschauen wo. Ich glaube nicht, und wenn doch, Ihr Lieben kennt mich als Spezialist für kleine Korrekturen. Mal eben die österreichische Hymne auf Gender Mainstreaming gebracht, oder Widerspruch?
Empfehle mich, Ihr und Euer Service for Hymnes and Spheres, Keith Jarrett an der Orgel von Ottobeuren, Euer Hansemann, geh Du voran, du hast die größten Stiebel an (Württembergische Landeshymne, aus: Die sieben Schwaben).

Wer nachlesen will, steiniger Weg. Ich habe hier in der Hand eine Kurzfassung, sozusagen Volksausgabe von Wolfgang Steinitz, original ein sechsbändiges Werk, betitelt: Deutsche Volkslieder demokratischen Charakters aus sechs Jahrhunderten, ist in der damaligen DDR auf rarem Papier für mich in Kurzausgabe gedruckt worden. Nur die schärfsten Stellen. Der zuletzt alt gewordene Professor auf einem wohl ziemlich knarrenden Lehrstuhl in Leipzig hat damit ein Jahrhundertwerk der Volksdichtung hinterlassen. Und bevor mir irgendwer an die Überarbeitung eines politischen Volkslieds zu Staatszwecken geht, sollten wir vorher den Steinitz kennen, um vielleicht eine Ahnung zu bekommen, was vielleicht das wichtigste ist, sein könnte, aber ja doch ....
Empfehle mich, HF.

[zurück]

[kontakt] [reset]

14•03