23. Februar 2004

Huh! Ich war schon beunruhigt, daß mein Musikgeschmack und der meines elfjährigen Sohnes sich auch weiterhin vertrügen. Weitgehend reibungslos. Aber nun bin ich doch der Meinung, daß in der ganzen Hiphop-Sache eigentlich ein Song wie der andere klingt, daß mir dieses Endlosgehopse und Gezappel auf den Keks geht und der überteuerte Mode-Stil mir provokant erscheint. Ich habe keine Ahnung, was den Unterschied zwischen East- und Westcoast ausmacht. Da klafft nun eine Differenz. Darüber tröstet auch nicht hinweg, daß mein Sohn an einem alten „Die Ärzte“-Album Gefallen gefunden hat. Wenn ich einrechne, daß er überdies dezent die Zimmertür schließt, bevor er sich seine Lieblingshadern anhört, bekomme ich doch das Gefühl, in der Erziehung irgendwas falsch gemacht zu haben.

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Whiskysaufen aus Wassergläsern. (Siehe Eintrag vom 13. Jänner.) Clint Eastwood hat das ebenso gepflegt wie andere Giganten und Knallchargen des Mainstream-Kinos. Ich kenne niemanden, der nach drei, vier Wasserglasfüllungen Whisky noch in der Lage wäre, irgendwelche Aufgaben halbwegs flott und zielgerichtet zu erledigen. Außer: Fall ein bißl um! Es geht da ganz offensichtlich nicht bloß um die Kinder und Enkel der Faschisten. Diese überzogenen Bilder reichen quer durch die industialisierte Welt.

Weiß jemand, ob Araber, Inder oder Chinesen solche Inszenierungen auch pflegen? Von den Japanern ist es bekannt, die waren verblüffender Weise ja Alliierte der Nazi. Wie sieht es mit Entsprechungen dazu in anderen Kulturen aus? Der Krieger. Der Soldatische Mann. Der Held. Der Kerl. Der Desperado. Der Outlaw.

Ist das vielleicht einfach das pathologische Derivat von Initiationsgeschichten? Haben wir das Malheur, daß viele Männer körperlich erwachsen werden, psychisch aber nicht? Actionfilme zeigen, wo es langgeht.

Ein Kracher, in dem Dolph Lundgren einen amerikanischen Marshall gibt, erhellt die Sache durch eine Szene, worin sich zwei Professionals des Tötungsgeschäftes gegenüberstehen. Der Nervöse, Pomade im Haar, legt dem Marshall einen „Hit„ nahe, damit er endlich „ein richtiger Kerl„ würde. Also daß er jemanden erschießen solle. Es sei ganz einfach. Mit der Mündung zwischen die Augen. „Ist wie wenn sie kommen, nur etwas lauter.„ Diese Verknüpfung von Ejakulation und Fangschuß, diese Verbindung von Sexualität und Gewalttätigkeit ist eben nicht nur ein Kernstück psychologischer Disposition der Faschisten.

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Dieser Typ des erigierten Kleinbürgers, der mit seiner Kanone ejakuliert, hat eine berauschende Erfolgsgeschichte. Kleines Marsch-Liedchen von amerikanischen Soldaten, wobei der GI bei der einen Zeile auf seinen Karabiner klopft, bei der anderen an seinen Schniedel faßt:
„This is my rifle,
that is my gun,
this is for fighting
and that is for fun.“
Was etwa heißt: „Dies ist meine Knarre, das ist meine Kanone, dies ist zum Kämpfen und das zu meinem Vergnügen.“

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