22. Februar 2004
Der Spiegel dieser Woche zitiert aus der Rheinpfalz:
Tempo Geschwindigkeitsursache Nummer eins. Da hat jemand versucht, George W. Bush zu überbieten, der
laut Fidel Castro gemeint
haben soll, der Großteil des Imports komme aus dem Ausland. Ach, wenn Politik so lustig
wäre ... (Zu Kuba komm ich gleich noch mal.)
Apropos lustig. Auf der Page von gestern sieht man Vogeltanz, wie er die
Kamera auf mich richtet. Na freilich war dann was zu sehen. Nämlich das. Krusche at work:
Nein, das ist keine Bier-Werbung.
Dahinter verbirgt sich etwas ganz anderes. Apropos Werbung. Bei Mazda hat es nun jemandem
die Sicherungen geschmissen. Aber Vogeltanz. Zu dem wäre noch anzumerken: Hier ist nun
sein Fotoalbum
im Web. Was erahnen läßt: Wir machen ernst. Mit einer Art steirischer Seitenblicke,
wo nur wir vorkommen. (Sie waren gewarnt!)
Aber Mazda! Dort baut man feine Retro-Roadster. Zuerst den MX 5, der
sich vorzüglich verkauft. Nun den ansehnlichen RX-8. Mit bis zu 231 PS befeuert,
bildhübsch, ein Schnuckelchen. Daß die Yuppi-Schleuder als Revolutions-Ikone gelten darf
und dafür mit dem Bild von Che
Guevara verknüpft wird, hat einen ziemlich brutalen Charme. Brachialer kann man
Entpolitisierung kaum ausdrücken. Und ich plaudere hier seit Tagen über Faschismus ...
Wohin weist das?
Aber wer muß schon katholischer als der
Papst sein! Ein Besuch der vorhin verlinkten Che Guevara-Site bringt momentan ein
Popup-Fenster mit Werbung für das Geschäft mit der Einsamkeit:
Naja. Politik scheint eben (unter
anderem) ein Stück Lifestyle geworden zu sein. Ich mach derweil noch ein Weilchen weiter.
Mit der "alten Art" ... Ich hab gestern geschrieben, es sei mir wurscht, ob man
Dollfuß nun als Präfaschist, Halbfaschist oder
Vollfaschist klassifizieren sollte. Das müssen wissenschaftliche Fachkräfte
in der Retrospektive klären. Jerzy Borejsza schrieb: Weder die italienischen noch
die deutschen Faschisten schufen eine kohärente, ausgearbeitete Theorie des Faschismus;
sie hinterließen keine wissenschaftliche Darstellung ihrer Behauptungen. Ein
einheitlicher ideologischer Kanon sei nicht auffindbar. Borejsza meinte auch: Ohne
Zweifel war Mussolini der erste Faschist der Welt. Hm. Gut.
Was mich nun stärker interessiert, sind
Bedingungen und ihre Kontinuitäten, womöglich bis in die Gegenwart, aus denen das
Geschäft der Menschenverachtung und Mißhandlung seine Schubkraft bezieht. Auch: Die
Akzeptanz derer, die wegsehen.
Ich habe auf Theweleit verwiesen, der
eine Kultur der soldatischen Männer und der furchterregenden Männerbünde
als üppige Quelle der Katastrophe beschrieben hat. (Bund. Faszes = Bündel.
Kampfverbände heißt auf Italienisch: Fasci die combattimento.)
Man kann so fragen: Wie kommt es, daß jemand völlig taub wird? Für die Folgen, wenn er
jemandem Leid zufügt. Vor allem aus nächster Nähe.
Aus Graz erfuhr man gerade von einem
Vater, der seinen Sohn, ein Kleinkind mit Down-Syndrom, totgeschlagen hat. Da war der Bub
schon unterernährt. Und versehrt durch fortgesetztes Quälen. Diese Art der Taubheit,
daß einen das Leid anderer nicht mehr erreicht, noch dazu, wenn man es selbst zufügt,
erscheint mir so atemberaubend. Ich halte das für pathologisch. Aber ich befürchte, es
ist bloß eine müde Variante von Normalität.
Mindestens im Rückblickt sieht man:
Regime wie jenes, welches Dollfuß repräsentiert, haben die Pflege von Grausamkeit und
Menschenverachtung gebilligt, in Kauf genommen, für den eigenen Bestand genützt. Dieser
barbarische Zug, sich für das Leiden einzelner taub zu machen, ist eine Vorbedingung, ein
Herzstück und Erbe des Faschismus.
Darin waren schon die Habsburger nicht zimperlich. Aber
Dollfuß, das ist eben, irgendwie, unser Österreich ... nicht das der
Habsburger.
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