kunst O.ST: aktuell #8 II

Provokative Gedankensplitter einer unwürdigen Hobbykünstlerseele (ich kann von meiner Kunst nicht leben) zur "Kunsthausbemenschung"
Von Hubert Brandstätter

Zelte, Schlafsäcke, Essen, Trinken, Reden, Zeichnen, Diskussionen etc., Menschen, also ein Lager. Aufgebaut im Bauche des Kunsthauses.

Kunsthaus -- Architektur mit Anspruch auf Beständigkeit, Repräsentanz zum Zwecke der Kulturkonsumation. Kunst wird zum demokratisch gewählten Artikel, zum Unterhaltungsprodukt der Freizeitindustrie für gewisse Schichten. Demokratisch insofern, als die Förderungswürdigkeit wohl in direkten Zusammenhang mit den Kräften steht, die demokratische Meinung bilden. Also einerseits die Wähler, andererseits und wohl mindestens so stark die Wirtschaft und anderen Interessensvertretungen.

Der Künstler sitzt im Lager. Er ist vielleicht sogar ein Wegelagerer. In unserem Fall zumindest ein Kunsthauslagerer. Oder lieber doch ein Wegelagerer im Kunsthaus. Denn schließlich dienen diese Institutionen der Kunstvermittlung. D.h. der Künstler kann hier zum Zwecke der Unterhaltung der Bevölkerung sein Werk präsentieren. Darüber hinaus darf er hoffen, dass das eine oder andere Krümel für ihn abfällt oder zugeworfen wird. Versucht er jedoch ein Krümel gegen den Willen der Werfer zu bekommen wird er zum Kunsthaus, ja mehr noch zum Wegelagerer. Unlängst hat mir bei einer Ausstellung ein ehemaliger Bankdirektor erklärt, dass man die Künstler hungrig halten muss. Mit einem Seitenblick auf meinen Bauchumfang ist dies wohl nur im übertragenen Sinne gelungen. Zu hinterfragen wäre wohl auch, ob nicht auch Bankdirektoren, würden sie hungrig gehalten werden, besser arbeiten würden. Weitere Perspektiven würden sich bei dieser Fragestellung eröffnen.

Genau genommen sind aber Künstler an ihrer Wegelagerersituation selbst schuld. Denn schließlich stellte sich der Künstler spätestens seit der Avantgarde außerhalb der Gesellschaft. Schafft nicht für die Gesellschaft (mit Ausnahme bei Diktaturen) sondern für die Kunst. Angefangen von der Idee des Bauhauses versuchten natürlich schon viele Künstler sich wieder als Gesellschaftsnotwendig zu deklarieren, aber zu unserer Zeit schaffen wir dies wohl nur, wenn wir uns zum Bestandteil der Unterhaltungsindustrie erklären.

Eine Alternative wäre natürlich Wege- oder Kunsthauslagerei. (Für mich sind dabei schon oft ein paar Krümel abgefallen)

Aber wie gesagt. Ein Lager ist eben nur für kurze Zeit. (2 Tage im Kunsthaus Weiz)

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