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Wir hatten uns vorgenommen, in drei Schritten gemeinsame Auftritte zu
realisieren, wobei ein Crescendo an Inhalten, Komplexität und Organisationsniveau
intendiert ist. Das läßt sich auch an Jahreszahlen festmachen:
[2007] [2008] [2009]
Die erste Station fand mit "next code: flow"
vergangenen November in Weiz statt. Nun ist der zweite Schritt unter dem Titel
"pomale" als zweiwöchiges Kunstfestival quer durch die Region angelegt:
Eröffnungstag: 12. April 2008
So weit hat sich dieser offene Kreis seit vergangenem Frühjahr in
allmonatlichen Arbeitstreffen konsolidiert. Es scheint absehbar, daß die Arbeit auf
diesem Feld auch zunehmend eine soziokulturelle Themenstellung erhalten wird. (Aber davon
sind wir ohnehin mit "Leben/Kunst/Geschwindigkeit" ausgegangen.)
Was unter anderem meint:
Das Kunstschaffen hat ein konkretes soziales Umfeld, das zwar nicht von allen Leuten in
der Runde bearbeitet werden muß, welches aber vom Kollektiv keinesfalls ignoriert werden
kann.
Es hat sich bisher als ein Prinzip bewährt, daß Kunstschaffende für
"kunst O.ST" zwar zu konkreten Vorhaben kooperieren, ansonsten aber ihre eigenen
Wege gehen. Inzwischen wird absehbar: Auch der umgekehrt Zug ist erprobenswert. Nämlich:
Manche Vorhaben, die nicht vom "Plenum" erarbeitet wurden, können "kunst
O.ST" stärken.
Mirjana Selakov ist die verantwortliche Kuratorin für "next code:
exit", womit wir heuer wieder im Programm des Festivals "steirischer
herbst" präsent sein werden. In einem Treffen mit Gleisdorfs Kulturbüro-Leiter
Winfried Kuckenberger haben wir beschlossen, daß dieses Projekt unter der Marke
"kunst O.ST" promotet werden wird, weil wir annehmen, daß das den Stellenwert
der gesamten Kooperative untermauern kann.
In diesem Sinn mag sich auch für andere die Frage stellen, was "von
außen" einfließen sollte, um der Position von "kunst O.ST" mehr Gewicht
zu verleihen.
Dieses Wechselspiel der Möglichkeiten hat
noch einen anderen Zusammenhang, der hier immer mehr Gewicht annimmt. Die neue
Leader-Region Gleisdorf-Weiz wird ein maßgeblicher Bezugsrahmen für viele Vorhaben
werden. Ich hab mir eben vom Architekten und Regionalberater Andreas Mayer die
Einreich-Unterlagen der Region interpretieren lassen. (Dazu später weitere Details!) |
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Man kann, etwas verkürzt, durchaus voraussagen:
Es wird ohne Beachtung solcher EU-Programme in der Region keine großen Kultur- und
Kunstvorhaben geben, außer man findet mit ausschließlich privater Finanzierung sein
Auslangen. Das Thema muß uns demnach beschäftigen, falls nicht alles bleiben kann, wie
es ist, sondern wir in unseren Strukturen Kategoriensprünge erreichen wollen.
Cut!
Hubert Brandstätter (auf dem Foto rechts, neben Richard Ludersdorfer), dessen Beitrag
zu "pomale" unter anderem von einer Art friedfertigen Besetzung des Weizer
Kunsthauses handelt, hat dazu einige Überlegungen notiert:
Dem Titel entnehme ich eine Anregung zu einer Debatte, die hier wie anderswo meist
unterschwellig bleibt. Der Hinweis "ich kann von meiner Kunst nicht leben" wirft
ja ein paar Fragen auf.
Meint das zum Beispiel:
"Ich kann vom Verkauf meiner Kunstwerke nicht leben"? Wenn DAS ein maßgebliches
Kriterium wäre, müßte etwa Van Gogh als "Hobbykünstler" gelten. Das trifft
aber nicht zu.
Wäre zu erörtern:
Was darf man sich unter dem möglichen Gegenteil von "Hobbykünstlern", also
eventuell unter "Professionalität" vorstellen? Soweit Professionalität auch
von einem konkreten "Berufsbild" handelt, wäre zu fragen, womit künstlerische
Praxis als Profession ausgestattet sein muß.
Leitet sich daraus dieses oder jenes Bedürfnis ab, Professionisten von
"Hobbyisten" zu unterscheiden? Falls ja: Wer braucht diese Unterscheidung? Zu
welchem Zweck?
Eine Mutmaßung:
Erfahrungsgemäß zerbricht man sich in der "Profiliga" eher nicht den Kopf, was
auf einem Feld "außerberuflicher Kunstpraxis" los ist. Warum? Dieses Feld
spielt weder für den Markt, noch für die Kunstgeschichte, noch für das Feuilleton eine
größere Rolle, mit der sich "Professionisten" sonderlich befassen müßten.
Kommen aber Fragen nach Rang, Legitimation und nach dem Zugang zu Öffentlichkeiten ins
Spiel, ohne die man keine Frage nach Budgets behandeln kann, wird die Frage nach KRITERIEN
und nach Umsetzungsmodalitäten unausweichlich.
Aber ist DAS nun ein Feld, auf dem zwischen "Hobbyisten"
und "Profis" unterschieden werden müßte?
Brandstätter spricht einen weiteren, sehr wichtigen Aspekt an: Wie wollen sich
Kunstschaffende zur Gesellschaft, der sie angehören, verhalten? (Und vice versa!)
Diese Debatte, zu welcher der Künstler hier anregt, muß ja stets neu geführt werden.
Denn hier geht es letztlich nicht nur um Fragen der Kunst, hier geht es um SOZIOKULTURELLE
Fragestellungen.
Siehe zu den Themen dieser Page auch:
+) next space: notiz
#6 (Soziokulturelle Optionen und die Künste)
+) next code: logbuch-eintrag #59
übersicht
#1