MKL Journal #16 | 10. April 2009[übersicht]
...mein Bett / meine lyrische
Werkstatt / mein Bett / mein Bester Freund..." heißt es an einer Stelle in
Nazar Honcars Buch LIES DICH" (Performative Dichtung und Lyrik), erschienen bei
Leykam in Graz.
Der Ukrainer war einerseits 2008 als
Stadtschreiber zu Gast im Internationalen Haus der Autorinnen und Autoren
Graz", andrerseits schuf er in diesem Zusammenhang einen Beitrag für das MKL (Herdreh"),
welcher ganz unterschiedliche mediale Momente verknüpfte.
Werkstatt. Oben sicher eher metaphorisch gemeint. Aber! So
viele Hinweise darauf, daß die Arbeit an einem künstlerischen Werk eben ihre
Dispositionen, Werkzeuge, auch Raumsituationen braucht. Das Bett als lyrische Werkstatt,
da wird offenbar leibesintern" gearbeitet. Das handelt noch nicht von einem
Schreibakt".
Leibesintern"? Der Geist ist ja offenbar dem
Fleisch verbunden, die Kognitionswissen- schaften legen Theorien vor, wonach das Fleisch
an solchen Prozessen mitarbeitet. Manche Robotiker mühen sich lebhaft, doch kommen seit
wenigstens 50 Jahren nicht mit der Idee voran, Geist auf Maschinen
herunterzuladen". (Ich mag das Wort Download" sehr.)
Also. Mensch. Maschinen. Räume. Das Bett, das Labor, die
Schreibstube, die Bühne ... genau! Going public! Meist finden Schaffensprozesse ja nicht
auf einer Bühne statt. Das Labor, DIESES Labor, das MedienKunstLabor",
ist so angelegt, daß es eben AUCH Bühne sein kann. Doch Projektleiter Winfried Ritsch
sagt klar:
Das ist KEINE Galerie."
Die Widmung, inspirierten Menschen einen Produktionsraum zu
bieten, überwiegt hier bei den Intentionen. Nun aber: Honcar: Der Dichter als Performer
live im MKL, auf einem Terrain, das von einer komplexen Klanginstallation dominiert ist,
die auf stimmlichen Inputs von Honcar basierte ... (Siehe dazu auch den vorigen Eintrag!)
Ein deutlicher Hinweis darauf, daß hier so manches
geschieht, was ohne die Medienkompetenzen, welche wir aus älteren
Mediensituationen" haben, nicht rezipierbar wäre. ("Literarität" ist die
Fähigkeit, Texte zu lesen UND zu verstehen. Das hat also komplexe
Voraussetzungen.) Es wäre bezüglich dieses Tages auch noch Max Aufischer zu erwähnen,
mit dem ich dort über den Künstler als Sofa" gesprochen habe. Aber
davon später ...
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