Log #4 Öffentlich
+ privat. Drinnen + draußen ... Das soziale Leben entfaltet sich ganz wesentlich in
solchen Spannungsfeldern. Grenzen, Durchlässigkeit, Fenster, Pforten und Wege. Ein
Vorhaben der Stadtentwicklung ebenso wie künstlerische Praxis gebieten es, mit
der Bedeutung solcher Elemente und an ihnen zu arbeiten.
Die "Stadtapotheke" im Zentrum Gleisdorfs ist in den Händen von
Ulrike und Richard Mayr ... (hier mit Dave Brubeck):
Die beiden engagieren sich übers Jahr immer wieder für
kulturelle Akzente in ihrem Betrieb. Woran ich bemerkenswert finde, daß es nicht im
Geiste einer "Dekoration des Foyers" geschieht. Sondern für einige Stunden
durchdringt das Ereignis der Kunstpräsentation die gesamte Apotheke.
Was bedeutet, daß die alltäglichen "Barrieren"
durchlässig werden. Man kann in solchen Stunden auch Bereiche betreten, zu denen einem
gewöhnlich der Zugang niemals erlaubt wäre. Das Kunstereignis "überschreibt"
quasi den hauptsächlichen Anlaß eine Apotheke aufzusuchen: Leidensdruck. Ein
anschaulicher Hinweis darauf, wie wichtig es ist, daß "unsere Orte" nicht bloß
einseitig gewidmet (und beschriftet) sind ...
Cut!
Kennen Sie solche Leserbriefe? An deren Beginn oder Ende
der Appell steht: Wo bleibt denn nun der Aufschrei von ...? Von Vegetariern, Autofahrern,
Gutmenschen, Molketrinkern etc. Worum es eben in der Post gerade so geht.
Dieses "Wo bleibt denn nun der Aufschrei?"
besagt: "Ich habe, dank meines Reflexionsvermögens, das Problem nun erkannt. Würde
sich bitte jemand anderer um die Lösung kümmern?"
Dieses Thema ist ja ein Dauerbrenner in der Betrachtung
menschlicher Gemeinschaft. Ich hab es mit der Designerin Barbara Baumgartner gelegentlich
diskutiert. Woran sich denn Vorstellungen von Eigenverantwortung bemessen. Und welche
Rolle das Handeln darin spielen mag.
Wie gestalten sich also soziale Prozesse? Da man meist
akzeptieren muß, daß Menschen keine Einflüsse wünschen, die ihren selbst erworbenen
Anschauungen widersprechen? Was bedeutet in solchen Gegebenheiten Verantwortung? Provokant
ausgedrückt: Niemand will an-agitiert werden, alles sind beeinflußbar. Was für ein
Kräftespiel!
Cut!
Apropos Kräftespiel. Die Frage "Spiel oder
Ernst?" halte ich für sehr problematisch. Weil sie eine Unschärfe des Ranges
zwischen unseren Auffassungen von "Spiel" versus "Ernst des Lebens"
erzeugen.
Eine der radikalsten Formen des Lernens und des Aneignens
neuer Möglichkeiten ist das Spielen. Spielen entzieht einen den zweckrationalen
Zielsetzungen von Alltagsbewältigung. Hätten wir solche Nischen nicht, wären wir zu
konservativen, ja: antiquierten Verhältnissen gezwungen, da kaum Gelegenheit bliebe, sich
unbeschwert mit neuen Ideen und Möglichkeiten zu befassen. Erst wenn die zwingende
Verpflichtung zu einem nützlichen Ergebnis entfällt, nützlich für die
antiquierten Instanzen, findet Veränderung statt. Darin liegt das Gemeinsame
des Spielens und vieler Formen künstlerischer Praxis.
Cut!
Praxis und Theorie im Wechselspiel. Es wird nun die
Theorie-Leiste zum Projekt aufgemacht. Damit Hintergründe und Intentionen des Projektes
"Next Code" transparent erscheinen und nachvollziehbar sind..
Ich beginne im Jahr 2003, wo ich die Arbeit der Gruppe
"SPLITTERWERK" erstmals näher kennen gelernt habe. Beim "NCC03",
einem Netzkunstkonkress: Aufschreiben und Einschreiben (Next Code ...
Notizen zum Hintergrund): LINK
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