Seite #285: Styria Hochrad (Buchillustration, 1900) Hat Johann Puch Hochräder produziert? Ich war bisher
aufgrund verschiedener Quellen der Meinung, er habe diesen Fahrzeugtyp abgelehnt. Darin
widersprach mir Sammler Max Reder, der sagte, Kataloge würden dieser Auffassung
entgegenstehen.
Autor Hans Seper spart das Thema aus. Friedrich Ehn
schreibt in seinem Standardwerk auf Seite 14, Puch habe ab 1890 eigene Fahrräder gebaut,
und zwar Niederräder des Typs "Kreuzrover". Ich nehme an, die hat er
assembliert, was üblich war, er bewarb ja anfangs das Angebot britischer Marken.
Am kühnsten ist Egon Rudolf, der uns in seinem Buch auf
Seite 153 ein "Puch-Fahrrad Nr.1" als "erstes Rad von Puch
1889" vorstellt, das überdies "aus Gasrohren" gefertigt sei.
Dieses Kreuzrahmen-Rad kennen wir und es gibt meines Wissens keine Quellenlage, die es
Puch zuschreibt; siehe: [link] Überdies kamen wohl Gasrohre für den Fahrradbau nicht in
Betracht, es wurde hochwertiger Stahl verbaut.
In einem 1900 erschienenen Sachbuch des Amand Freiherr von
Schweiger-Lerchenfeld entdeckte ich nun eine Illustration, die uns höchstwahrscheinlich
ein frühes Puch-Rad zeigt, und zwar einen Highwheeler.
Mit dem Buch "Im Reiche der Zyklopen"
bietet der Freiherr "Eine Populäre Darstellung der Stahl- und
Eisentechnik". Das Buch erschien in A. Hartleben's Verlag, der in Wien, Pest und
Leipzig vertreten war, wohin Puch-Produkte durchaus reichten.
Auf Seite 839 findet man übrigens genau das Swift-Rad,
das die ÖWG kurz davor in Graz inseriert hatte, unterschrieben mit "Fig.
730. Militärfahrrad der Waffenfabrik in Steyr." [Das 1894er-Inserat] Österreichische Fahrräder htten also offenbar
einen guten Ruf.
Auf Seite 851 taucht schließlich ein Penny Farthing auf,
unterschrieben mit "Fig. 744 Styria-Hochrad." Das Buch stammt aus der
Zeit, wo Niederräder schon auf dem Markt waren und läßt aus dem Jahr 1900
zurückblicken.
Räder mit der Bezeichnung "Styria"
stammen von Johann Puch, genauer, von der offenen Handelsgesellschaft Johann Puch
& Comp. die Puch im Juli 1891 mit dem Privatier Viktor Kalmann gegründet hatte.
Wenn man hier also auch sicher nicht das erste Puch-Rad sieht, so doch
ein frühes, eben ein Hochrad.
Publizist Wolfgang Wehap weist übrigens darauf hin, daß
im ältesten uns bekannten Puch-Katalog von 1892 vier Hochräder angeboten seien. Die
werden da als Typ A, B, C und D genannt. Es sieht so aus, als zeige diese Buchillustration
das "Renn-Hochrad Styria C". (Preis mit original Dunlop Pneumatic Tyres
300 Gulden.)
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