Mythos Puch: Der letzte Weg
Wonach wäre nun zu fragen?

Ich hab im vorigen Eintrag zur Frage geführt: Wann starb Johann Puch und auf welchem Weg fand er heim? Dazu gibt es offenbar widersprüchliche Angaben, was mir nicht weiter irritierend vorkommt, denn die Monarchie hatte zwar eine effiziente Bürokratie, aber ich vermute, so rasend wichtig war der Fall in jenen Tagen nicht.

Immerhin war das Haus Habsburg in den Julitagen 1914 von ganz anderen Dingen bewegt, was auch die Verwaltung beschäftigt haben mag. Am 28. Juni 1914 waren die Schüsse von Sarajevo gefallen und Generalstabs-Chef Franz Conrad von Hötzendorf hatte damit den lang ersehnten Anlaß um Serbien anzugreifen.

Die Habsburger hatten ja schon geraume Zeit das Bestreben, sich den Balkan als Kolonie anzueignen. In so bewegten Tagen dürfte also das Ableben von Altmeister Puch bei des Kaisers Beamten nicht die höchste Aufmerksamkeit erlangt haben.

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Ich habe mich bei Thomas Kada [link] erkundigt, wie das damals gelaufen sein könnte. Der Liebhaber historischer Lastwagen entstammt einer Familie vom Fach und konnte mir auch entsprechend Auskunft geben.

Kada: „Das wird damals mit ziemlicher Sicherheit zwischen der ansässigen Bestattungsfirma in Agram und der Grazer Bestattung per Bahn abgewickelt worden sein. Solche Distanzen sind damals nur per Bahn abgewickelt worden.“

Es ging noch wesentlich genauer: „Ich kann nachschauen wer damals in Agram Bestatter war. Aber ich fürchte das Unternehmen wird's nicht mehr geben. Wenn Unterlagen existieren, dann bei der Bestattung Graz, oder bei der Friedhofsverwaltung am Zentralfriedhof.“

Wie kann sich das alles abgespielt haben? Kada meint: „Er ist im Hotel gestorben, dann wurde er vom örtlichen Bestatter geholt (laut Verzeichnis von 1910 müsste das die Firma J. Severinsky in Agram gewesen sein). Die werden den guten Mann dann in eine Zinksarg eingelötet haben. Kühlmöglichkeit gab’s damals nicht, und es war immerhin Hochsommer.“

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Es ist also davon auszugehen, daß die Profis zügig gearbeitet haben. Kada: „Inzwischen wird jemand von den Angehörigen entweder vor Ort oder in Graz den Auftrag zur Überführung gegeben haben. Das war damals wie heute ein ziemlicher Papierkrieg.“

Da geht es also in Sachen Bürokratie los. Kaum vorstellbar, daß alle Papiere aus diesem Vorgang verschwunden sind.

Kada weiter: „Die Agramer Bestatter haben ihn dann zur Bahn gebracht, und die Grazer Bestatter haben ihn von der Bahn in Graz geholt. Bahntransport ging damals wesentlich schneller und einfacher als Heute. Meines Erachtens muss es sich so abgespielt haben.“

Unter anderem auch weil: „Transporte mussten per Verordnung mit dem Transportmittel durchgeführt werden welches den Transport in der kürzesten Zeit ermöglichte. In dem Fall war das unangefochten die Bahn.“

Kada ergänzt: „Laut handschriftlicher Notiz meines Ururgroßvaters hat der Transport auf der Südbahn pro km 1.60 Kronen im Jahre 1911 gekostet...“

-- [Gedenkveranstaltung in Graz] --


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