martin krusches [flame]: norbert gall / fette beute
Microcars in Rom, Teil II


[Vorlauf] Ein französischer Ligier X-TOO Dué, den wir in der Nähe des Petersplatzes gefunden haben. Auch an diesem Plastikbomber nagt der Zahn der Zeit schneller als an einer normalen Blechkarosserie. Ligier produziert seit der Energiekrise Kleinstwagen, nachdem man die Produktion des Sportwagens JS-2 mit Maserati Motor einstellen musste. Gemeinsam mit Konzernschwester Microcar bildet man Europas zweitgrößten Hersteller dieser Fahrzeuggattung, wenn man den Smart ebenfalls hier dazuzählt.

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Ligier X-TOO Dué

Sehr interessant finde ich ja, wie unverhohlen die Microcarhersteller Designs großer Vorbilder imitieren (dürfen). Eine Mini-Miniaturausgabe des Ferrari FF zum Beispiel wirkt der Chatenet CH25. Das Heckleuchten-Design ist tatsächlich eine 1:1 Kopie der vergangenen Generation des Familienautos aus Maranello. Nur ein kurzer Faktencheck zu diesem Exoten: die Firma wurde 1984 von Louis George Chatenet gegründet und ist in in Pierre-Buffière, Département Haute-Vienne (also mitten im französischen Nirgendwo) beheimatet.

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Chatenet CH25

Ein anderer Mimikry-Kandidat ist der Ligier JS 50 der aktuellen Baureihe, der mit dem seitlichen Keil an der B-Säule frappant an den Citroen DS 3 erinnert.

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Ligier JS 50

Gleich das komplette Vorbild geschrumpft und damit den Vogel abgeschossen hat die französische Firma JDM mit ihrem Xheos. Laut Wikipedia wurde die 1981 gegründete Firma 2014 nach Konkurs geschlossen, der Xheos kam 2013 auf den Markt und konnte das Schicksal der Firma leider nicht mehr verhindern.

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JDM Xheos

Auf den Spuren des aktuellen Fiat 500 wandelt hingegen der eiförmige Microcar Due. Er gönnt seinem Besitzer den Luxus, auf den knapp 3 Metern Länge eines Mopedautos, noch einmal auf einen gehörige Portion Kopffreiheit zu verzichten und sich auf diese Weise ein rassiges Coupé vor die bescheidene Hütte zu stellen.

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Microcar Due

Auch in Italien gab es einst eine bemerkenswerte Reihe an Herstellern von Kleinstautos. Allen voran natürlich die legendären Sulky, auch hierzulande berühmt und eher berüchtigt als fahrendes Verkehrshindernis. Eine der vielen Firmen, die sich in diesem Metier versuchten, ist die Italcar aus Turin. Seit 2008 gibt es unter diesem Markennamen nur mehr Fahrzeuge mit E-Antrieb. Davor dieselte vor allem das Modell Tasso (Dachs) recht erfolgreich um Kunden. Einer der Dachse hat den römischen Verkehr bis heute überlebt, ich empfinde sein Design im Vergleich zu den modischen Entgleisungen der anderen fast schon klassisch und langlebig.

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Italcar Tasso T3

Etwas anders gelagert ist die Geschichte bei den beiden Golfcarts, die in der Città del Vaticano im Einsatz sind. So klein kann ein Land also gar nicht sein, dass es nicht auch Autos benötigt. Der Größe des Ministaates Vatikan angepasst, springen hier - neben konventionellen Fahrzeugen, die ebenfalls zu sehen sind, Golfkarts unbekannter Provenienz sowohl als Ambulanzwagen (man beachte das Kennzeichen SDV) als auch Polizeiauto (man beachte die Ernsthaftigkeit) ein. Sehr niedlich, aber das Thema der Reichweite ist im Vatikan eben keines, und bei wilden Verfolgungsjagden im Kirchenstaat zählt sicherlich die gute Kenntnis der vielen Winkel und Schleichwege mehr als Pferde oder Kilowatt unter der Haube.

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Zum Schluss noch ein wirklich großartiger Test von Jeremy Clarkson eines indischen Vertreters der von der EU so genannten Fahrzeuggattung „Quadricycle“: Hoffe, es hat unterhalten,

liebe Grüße Norbert!

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