martin krusches [flame] backroads
Tretkurbelrad a la Michaux

Der technologische Sprung vom Laufrad zum Tretkurbelrad erscheint aus heutiger Sicht fast als Lappalie. Es ist aber verfänglich, im Blick zurück auf Entwicklungen herabzusehen. Das waren vor Jahrtausenden weite Wege vom Scheibenrad zum Speichenrad, später vom Drehschemel zum Achsschenkel.

Solche Entwicklungen bedürfen vieler Geister und Ereignisse, auch wenn im 19. und 20. Jahrhundert viele prozesse zu Neuerungen enorm an Tempo zulegten. Bis das Laufrad an der Vorderachse eine Tretkurbel erhielt, haben bestimmt unzählige Menschen mit Zweirädern experimentiert.

Die Maschine von Drais ist in der Geschichtsschreibung mit dem Jahr 1817 verknüpft. Auf der Weltausstellung von 1867 zeigte Pierre Michaux die nächste Entwicklungsstufe, zwei seiner Tretkurbelräder.

Sohn Ernest Michaux soll in einem Brief notiert haben, daß Pierre 1961 zu dieser Lösung gekommen sei. Von all dem profitierte ein Reisender, der seine Eindrücke über den großen Teich mitnahm. In Amerika erhielt Pierre Lallement1866 ein Patent für ein Tretkurbelrad.

Ich konnte so eine „Michauline" aus dem Besitz von Sammler Max Reder einmal in die Hand nehmen. Massives Holz und grobes Metall. Als könnte man damit duch eine Wand fahren.

Es erschien mir schwer und wackelig. Da fiele mir freiwillig nicht ein, so ein Vehikel auf schlechten Wegen fahren zu wollen. Damals mag es aber ein euphorisches Gefühl ausgelöst haben, sich damit fortbewegen zu können.

Ich vermute, zum eigentlichen Fahrerlebnis mischte sich die Ahnung, wie sich durch technische Verfeinerung eben dieses Fahrerlebnis vertiefen ließe. So kam es ja auch. Der Boneshaker wies den Weg zum Hochrad.

Das sehr große Vorderrad des Penny Farthing [link] optimierte zwei Aspekte des Tretkurbelrades a la Michaux. Es konnte Unebenheiten anders überwinden und ermöglichte mit jeder Rad-, also Tretkurbeldrehung eine längere Wegstrecke als das Boneshaker- Vorderrad.

Aber der Knochenrüttler beeindruckt dafür in Bauweise und Formgebung als eine Maschine, die mir elegant von den Erfahrungen des Wagenbaues hergeleitet erscheint.