martin krusches [flame] backroads
Intro #2


Ich krieg sie alle. Das wird langsam zum beruhigenden Gefühl. Denn erst unlängst dachte ich an den BMW Z1. Daß der nirgends mehr zu finden sei. Sogar den Z8 kann man auf einem Supermarkt-Parkplatz finden. Aber den Z1 ... Und dann entdecke ich ihn an einer unspektakulären, völlig abseits gelegenen Tankstelle.

Oder. Den 356er-Porsche hatte ich zweimal in der Ferne an mir vorbeiziehen gesehen. Keine Chance auf ein Foto. Diese Ikone. Für meine Sammlung unverzichbar. Genau so, weiß, steht er 1:18 bei mir zu Hause. Dann steht der eines Tages plötzlich unter meinem Küchenfenster.

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Oder. So einen 1800er Volvo hatte ich über 20 Jahre davor das letzte Mal live gesehen. Nun: Tankstelle in Salzburg ...

Oder. Daß ich über einen Aston Martin DB 6 gestolpert bin, hat mir natürlich einen Tag aufpoliert. Aber wie gerne hätte ich einen DB 5 erwischt, der doch das Dienstauto von Commander James Bond war. Und was passiert? Geeenau. Ich hab ihn. Nebengasse. An einem beliebigen Wochentag. Ja. So geht das mit den raren Stücken. Sie stehen nicht nur im Verborgenen. Nicht nur in Museen. Das ist für mich eine kleine Leidenschaft geworden. Solche Stücke aufzustöbern, wo sie grade kurz stehen, hier und da, wo ich meist nur ein kleines Stück davor sehe, eine Linie, Zierleiste ...

Offen gestanden: in den meisten meiner Träume, soweit ich mich erinnere, kommt die Situation vor, in der ich ein rares Automobil fotografiere. Es wäre manchmal zu verlockend, etwa Oldtimer-Meetings abzuklappern. Um die Serien, auf die ich aus bin, zu vervollständigen. Um die Lücken der Geschichte zu füllen. Jener Geschichte der Formen und Eigenheiten, die ich hier skizzieren will. Aber, andrerseits, das widerstrebt mir. Ich drehe mich nicht weg, wenn ich zufällig in sowas reingerate. Doch ich suche es keineswegs. Es hat keinen vergleichbaren Reiz. Gegenüber den Zufallsfunden.

Freilich. Ich lauere zum Beispiel auf einen SSK. Der könnte mir vielleicht im Alltag unterkommen. Die Chance ist aber sehr gering, grade mal dort zu sein, wo ein Besitzer seinen Kompressor-Mercedes ausführt. (Dafür wird’s vermutlich irgend eine Klassic-Rallye sein müssen.)

Das Vergnügen, den Blick aus den Augenwinkeln geschärft zu haben. Für diese Details, an denen man vorbeihuscht. Oft sieht man nur einen Zipfel, ein kleines Eck, dessen Linie sagt: Beute! Auch der Lack. Achten Sie einmal darauf. Gepflegter Lack, der über Jahrzehnte gehalten hat, zeigt Tönungen, die sich von neuen Lacken markant unterscheiden.

Unlängst hab ich meinen Sohn ordentlich erschreckt, als so ein Augenwinkel-Check ein heftiges Abbiege- und Bremsmanöver herbeiführte, durch das er in die Gurten geschmissen wurde. Ich weiß, solche Aktionen muß ich mir abgewöhnen. Meist läuft es schon so, daß ich an der nächstbesten Abzweigung umdrehe. Aber manchmal steige ich noch reflexhaft heftig in die Eisen. (Hier war es ein hinreißender Peugeot 304 gewesen.)

So kommt ein Steinchen zum anderen ... was immer im Mosaik noch fehlen mag ...

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