martin krusches [flame] logbuch / blatt #106


1917/1947: Kompakttraktor

Als 1947 die ersten Stupsnasen vom Band rollten, Kompakttraktoren vom Typ Steyr 180, waren diese aufgrund der Materialknappheit mit gebrauchten Flugzeugreifen ausgestattet. Das änderte sich freilich bald.

Das Folgemodell, der Steyr 80, wurde in seiner auf 15 PS aufgerüsteten Variante zum legendären "Fünfzehner". Beide Modelle kann man heute noch gelegentlich im Alltagseinsatz finden, wo jemand mit dieser Motorkraft auskommt.

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Auftakt der Nachkriegsgeschichte: der Steyr 180

Mehr als fünftausend Jahre waren unsere schnittigsten Zugmaschinen stämmige "Hafermotoren"; nämlich Pferde. Die Menschen haben Rinder weit früher domestiziert. Die Kraft der Stiere ist unübertrefflich. Ihre Aggressivität konnte durch Kastration gebändigt werden. So wurden Ochsen lange zu unseren wichtigsten Zugtieren.

Die schwächeren Pferde überboten die Ochsen freilich in vielen Bereichen durch ihre weit höhere Geschwindigkeit. Bei uns in der Oststeiermark konnten sich allerdings nur wenige Bauern Pferde leisten, fuhren mit Ochsen; manche mußten sogar Kühe einspannen.

Die Maschinisierung der Landwirtschaft war den Großteil der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf sehr teure Maschinen gestützt, deren Anschaffung und Erhalt ja durch den Ertrag gedeckt werden mußten. (Das ging mit Flächen von sechs bis elf Hektar nicht.) Als Beispiel für diese großen geräte siehe: Puch Excelsior Motorpflug [link]

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Zum Beispiel: Puch Excelsior Motorpflug

Das schloß unsere kleinen Selbstversorgerwirtschaften von dieser Maschinisierung vorerst aus. Die eingangs erwähnten Fünfzehner waren dann in den 1950er Jahren zu einer realistischen Option geworden. Diese geradezu unverwüstlichen 180er [link] und die bulligen 80er sind heute Ikonen der heimischen Traktorwelt, sind fixes Inventar unserer Folklore.

Auch die Nachfolgemodelle aus der Jubiläumsserie und die rot-weiße Plus-Serie (Design von Louis Lucien Lepoix) haben es zu vergleichbarem Rang gebracht, während wir sie außerdem immer noch da und dort aktiv im Einsatz finden.

Die 2007er Jubiläumsschrift "Die Zukunft ist rot-weiß" (60 Jahre Steyr-Traktoren) erwähnt und zeigt einen "Urahn der Steyr-Traktoren" aus dem Jahr 1928, einen 80 PS-Schlepper mit Vierzylinder Benzinmotor, also eine für damals ungewöhnlich starke Maschine.

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Erst einmal ein Maß der Dinge: Fordson Model F

Dort bleibt das Vorbild dieses Modells unerwähnt. Albert Mößmer ist da in "Steyr. Ein Typenbuch" weniger zurückhaltend. Er verweist bei diesem Prototyp auf die Inspirationsquelle, den amerikanischen Fordson mit seinem Großserienmotor.

Der Erste Weltkrieg war ein Anlaß, daß im Jahr 1917 die britische Landwirtschaft in Cork ein Werk für Kompakttraktoren erhielt. Dort wurde das Model F der Marke Fordson produziert, der erste in großer Serie hergestellte Kompakttraktor, dessen Markenname sich aus "Henry Ford & Son" abgeleitet hat. Siehe dazu das Model F: [link]

Mangels Arbeitskräfte, kriegsbedingt, ließ die Serienproduktion vor Ort damals allerdings noch ein Weilchen auf sich warten. Zur Überbrückung wurden Anfangs Traktoren aus den USA importiert.

 

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Einige meiner Traktoren in zarten 1:87, von vorne:
Steyr 180, Steyr 80a und der "Volkstraktor von Porsche"

Die Kompakttraktoren haben also für uns zwei markante Daten, 1917 den Fordson und 1947 den Steyr. Das illustriert auch die Prioritäten der Steyr-Daimler-Puch AG (vorab der LKW- und Traktorenbau), denn erst zehn Jahre später kam dann der neue österreichische Volkswagen, der Steyr-Puch 500. Zur Traktorgeschichte siehe übrigens auch: "Der Technik auf der Spur" [link]

-- [Mythos Puch 2017] --

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