martin krusches [flame] logbuch / blatt #44


Eine Ausfahrt (Teil 2)

Ich hab im ersten Eintrag zwei Vorboten der Massenmotorisierung erwähnt, den Fiat 500 "Topolino" und den VW Typ 10 ("Hebmüller-Cabrio"), dem erst nach dem Krieg der Typ 1 ("Käfer") folgte. Leider fehlt bei solchen Ausfahrten meist der Fiat 600, mit dem Dante Giacosa den konstruktiven Zwischenschritt zum Fiat nuova 500 schuf.

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Fiat 500 "Topolino" und BMW 300 Isetta

Der "Topolino" (oben links) war für die Arbeiterschaft noch viel zu teuer. Er blieb der Mittelschicht vorbehalten. Auf dem Weg zu "richtigen Autos" in passender Preislage spielten "Rollermobile" kurz einen auffallenden Part.

Bei der 2012er „Apfelblütenfahrt“ hab ich einen der Klassiker dieses Genres direkt neben einem "Topolino" erwischen können. Die BMW Isetta war damals ein Lizenzprodukt aus Italien. Sie entstammt einem Konzern, der Kühlschränke produzierte, ist aber vom Firmenkonglomerat her auch mit dem mächtigen Iso Grifo verwandt. ("Isetta" bedeutet "kleine Iso".)

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Steyr Puch 500 DL

Der erwähnte "Topolino" war also ein Fiat 500, dem in den 1950ern der Fiat nuova 500 folgte, der "neue 500er". Dessen Häusel macht einen Großteil der Karosseriebleche des Steyr Puch 500 aus, von dem Albin Dimnik ein Exemplar in Top-Zustand fährt.

Mit diesem "Puch-Schammerl" wurde in Österreich Geschichte geschrieben und das Fahrzeug selbst ist zum Teil der heimischen Folklore geworden. Die "Pucherln" kamen 1957 auf den Markt. Aus diesem Jahr stammt auch sein "größerer Cousin", der Steyr Fiat 1100, ein Lizenzbau.

Diese Fiats aus Steyr bekommt man heute kaum noch zu sehen, weshalb dieser für mich eine der Perlen jenes Sonntags war; zumal er weitgehend unrestauriert, also im Originalzustand aus der Zeit ist.

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Steyr Fiat 1100

Frage ich Kenner, warum wir kaum noch Fiats aus Oberösterreich zu sehen bekommen, höre ich einhellig: Alle weggerostet. Die damals schlechten Bleche aus Italien. Es war demnach nicht alltäglich, daß bei der 2012er „Apfelblütenfahrt“ diese beiden Fahrzeuge, das Pucherl und der 1100er, gemeinsam in Augenschein genommen werden konnten.

Dieser Steyr Fiat war der Dienstwagen eines Wiener Hofrates gewesen. Das illustriert die sozialen Kategorien der beiden Fahrzeuge. Zu jener Ära gehört noch eine andere Ausnahmeerscheinung des Sonntags, überdies in seiner "heißesten" Version, der Panhard Dyna PL 17 "Tigre".

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Panhard Dyna PL 17 "Tigre"

Das Kürzel "PL" bedeutet "Panhard & Levassor", was auf einige Fundamente des modernen Automobils verweist. So unscheinbar dieses Fahrzeug erscheinen mag, es hat dadurch einen "Stammbaum", der den "alten Adel" des Automobilbaus ausdrückt.

Wir hatten auf die Art Gelegenheit, vom Ende der 1940er-Jahre auf die bewegten 50er zu blicken, in denen nicht bloß unsere Eltern, sondern bald auch wir selbst annehmen durften, daß sich für uns alle ein eigenes Auto ausgehen wird.

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Ford "Taunus" 12M

Ein derart geräumiges Auto wie der 12M, Chrom und Zweifarblackierung, war allerdings ein sehr üppiges Statement, das damals nur aus situierter Mittelschicht kommen konnte. Mit solchen Fahrzeugen ging es die Mittelklasse hinauf.

[Fortsetzung folgt!] [Die Gefolgschaft des Ikarus]

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