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Land der Hämmer, Land der Dome,
Land der Äcker, Land der Strome...
Was die Bundeshymne so alles beinhaltet ist schon sehr wahr. Vor allem die Hämmer sind
sehr ansprechend. Als Werkzeug ist der Hammer in fast jedem Haushalt beheimatet. Nägel
müssen immer wieder mal reingeschlagen werden. Hier ein Bild da ein Bild. Die Wände sind
sonst allzu nackt. Der Hammer ist also ein Utensil, das fast alle AustrianerInnen
gelegentlich zur Hand nehmen, von daher auch die Wirkkraft dieses Gerätes genauestens
kennen. Die blauen Daumen sind ungezählt, wie die Dreistigkeiten der politischen und
kulturellen Vertreter des geliebten Landes.
Schon vor Jahren war das Thema Postenschacher ein millionenfach durchgekauter, fader
Kaugummi und dem seriösen Politvolk zufolge schon längst abgeschafft. Trotzdem sieht
sich der Herr Bundespräsident genötigt, dem noch amtierenden Bundeskanzler ein
Spikzetterl mitzugeben, um über dieses Thema laut nachzudenken. Wie kann mensch
eigentlich von Proporz sprechen, wenn es ihn gar nicht mehr gibt?Zwei faule Schweine liegen in der Suhle. Sagt das eine zum anderen:
>Hast schon gehört, unser Obermäster soll ein kompetenter Unpolitischer sein?
>Grunz. Es lebe das Nichtstun!
>Sag mal meine Liebe, interessiert dich das gar nicht?
>Ach weißt du mein geliebtes Schlabberohr, schau uns doch an, wir sind alle dreckig.
Wer jetzt gelacht hat, ist bereits weise.
Nein?
War nur ein kleiner Hammerschlag. Wissen Sie, meine Damen und Herren, ich bin kein
moralischer Faktor. Keine Vogelperspektive, nicht Zaunguckerin, nein, nein, ich lebe
mittendrin im Alltagsgerülpse. Ach was, Umgangsformen und Manieren! Wen interessiert denn
das?
Kultur fängt beim Respekt an und nicht beim Essen und Verdauen. Spitzwegs
Dacherkammerlpoet ist ein Relikt aus dem 19. Jahrhundert und hat als Metapher für den
unbekannten, armen Künstler ausgedient. Die Kunst übrigens auch.
"Kunst heute" ist die Gabe, möglichst oft in den Medien vertreten zu sein.
Bitte Lächeln, Adabei tut gerade fotograbildln. Vorsicht, wer aus der Glotze lächeln
will, darf den Rotwein erst nachher trinken. Am besten einen ohne roten Holunder. Durch
und durch dionysisch soll er sein. Leider sind die Mänaden immer mit dabei. Nicht, weil
sie sonst nichts zu tun hätten, nein, ihre Aufgabe ist die Botschaft. Die Botschaft.
Richtig. Nicht Diplomaten! Nein! Diese Zunft hat es nie gegeben. Der Glaube, für beide
Seiten das bestmögliche verhandeln zu können ist eine ausschließlich merkurische
Angelegenheit, etwas das im Handel vorkommt, nicht in der Politik. Wer kennt die Mänaden?
Alle? Fein, dann wird es Sie auch nicht überraschen zu hören, daß die Muscheln an ihrem
Haupt einen Strahlenglanz verkörpern, deren Formen Schlangenlinien repräsentieren. Die
Schlange, Symbol der Weisheit, wird in unserem Zeitalter gerne als Begriff für
"Falschheit" verwendet. Ja sicher, das Paradiesgleichnis aus der Bibel, Eva, die
Schlange und der Apfel, ist die katholische Auslegung. Schwärzer geht es nicht mehr. Da
kommt dann gleich noch die gespaltene Zunge daher, ein christlicher Tatbestand mit
Todesfolgen.
Ich habe nachgedacht. Wieso ist die gespaltene Zunge
Beispiel für Listigkeit? Weil sie doppelt so viel fressen könnte! Auf der einen
Zungenhälfte die Einen, auf der anderen Zungenhälfte die Anderen. Das Wort List
bedeutete ursprünglich "lernen, wissen, erkennen und Geschicklichkeit." Ursprünglich
war es positiv besetzt. Und weil ohnehin ALLE für die "Chancengleichheit" der
Frauen eintreten gibt es sicherlich keinen Grund jetzt mit dem Lesen aufzuhören, wenn ich
darauf hinweise, daß die alten Orakelstätten von Schlangen behütet wurden. Zurück zu
den Mänaden, Dionysos und dem Wein. Ein Roter ist gar oft schön in der Farbe, aber beim
Verkosten weiß mensch genau: Preis-Leistung stimmt nicht, weil zuviel gepanscht wird.
Eine Mänade würde auf den hellblauen Himmel sehen, sofern einer da ist, und zum
Rotgustierer sagen:
Trink Brüderlein trink, laß die Sau raus, bis es stinkt.
Daher sind Mischungen manches mal ganz gut. Die blauen Misch-Getränke sind zur Zeit in.
Curacao! Wie sich das anhört. Wie Kakao.
Aber blau ist, wie sie wissen keine Speisefarbe. Blaues Essen lockt den Gaumen nicht, der
Pawlof'sche Reflex bleibt aus, und die Augen sind beleidigt. Blau hat viele Farbtöne.
Heikel wird es beim Dunkelblau, der magischen Farbe. Dunkelblau fasziniert, obwohl sie mit
den etruskischen "Fasces" nichts zu tun hat. Die Fasces waren ein Rutenbündel,
in dem ein doppelschneidiges Beil steckte. Es symbolisierte die Gewalt über Leben und
Tod, war Kult-und Paradegerät des amtierenden Königs. Die Wörter Faszination und
Faschismus leiten sich davon ab. Historisch noch etwas weiter zurück gedacht: Das Beil
war einst Atribut der Blitzgötter, wie zum Beispiel des Oberbegatters Zeus. Dieser aber
hatte es - und das wissen jetzt wohl die wenigsten - von Medusa, der Perseus das Haupt
abschlug, einfach so, aus Spaß, für eine Wette.
Wer kann sich eigentlich eine grüne Kuh im Schlachthof denken, einen grünen Computer,
ganz aus biologischen Chips gebaut oder Waffen aus Humus?
Vorstellen kann mensch sich viel, sicher, auch eine Waldschratt, Klabautermann oder
schottischen Geist, aber daß Pflanzen je in der Lage sein werden meine Buchstaben und
Symbole zu fressen und wieder auf Knopfdruck auszuspucken ist unvorstellbar. Und ein
Kanone aus Humus? Lachhaft wie der Proporz.
Zwischendurch muß ich halt das Wort Proporz auch verwenden, wegen der Überschrift, aber
nachdem er schon abgeschafft ist...
Schwarzsehen mag ich nicht. Das ist ungezogen. Da rackert sich die Wirtschaft so für uns
ab, und ich komm mit Dionysos, den Mänaden, Medusa und den Proporz daher. Sehen sie wie
unsinnig das ist? Die ist ja total abgehoben. Verrückt. Ja, genau. Die meisten Menschen
stehen nicht auf ihrem Platz, da sehe der Zeitgeist, das zwanghafte Anpassen, das
Hülsendasein vor.
Der Konsumartikel-Mensch hat ohnehin genug Instanzen, die ihn vertreten. Bei Wahlen darf
er sich dann entscheiden. Gut aufbereitet von den Massenmedien weiß er, wie er sich zu
entscheiden hat. Natürlich gegen den Proporz, gegen Ausbeutung, gegen, gegen,
gegen...weil er dafür ist.
Hinterher reitet die alte Urschel, sagt ein Spruch des Volkes, dessen Bedeutung ungefähr
so lautet: Hättest vorher a bisserl nachdacht, dann bräuchtest im Nachhinein nicht so
ein langes Gsicht machen. Trottel, Du!
Hat alles nicht das Geringste mit Proporz zu tun.
Kein Mensch schachert heutzutage mehr mit Posten. Wie altmodisch. Überall sitzen nur mehr
EXPERTEN! Die weibliche Form "Expertinnen" zu verwenden wäre anmaßend, weil so
gut wie gar nicht repräsentativ. Aber genau das wollen wir ja sein:
"Repräsentativ". Wieder so ein dummes, blödes Wort. Wenn zirka 500 Personen,
Tag für Tag, via Medien, Kunst, Kultur und Politik repräsentieren, kann von
repräsentieren doch keine Rede sein.
Oder sind alle Hunde Kampfhunde, bloß weil ein paar Hundeherrln und Hundefrauerln den
ihren scharf abgerichtet haben? Ich weiß, der Vergleich hinkt, er ist beinahe dupierend,
denn öffentliche Personen sind keine Kampfhunde und Österreich kein Hundedressierplatz.
Oder?
tissa |
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