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Andreas
Safer: Buchpräsentation
Etwa 10 Jahre lang hab ich die "Steirische"
Folkszene beobachtet. (Das war jenes Musikantenhäufchen, das seine musikalische Heimat
bei Bob Dylan, Pete Seeger, Joan Baez oder irischer Folklore gefunden hatte). Möglich war
dies, weil Hermann Härtel vom Steirischen Volksliedwerk mir im Archiv einen Platz
verschafft hat, von dem aus ich verschiedene Arbeiten erledigen konnte.
Am Anfang war das gar nicht so einfach, denn Ende der 80er war das Klima zwischen
Volksmusik und "Folk" frostig. Dabei stand die Steiermark im Verhältnis zu
Oberösterreich, Salzburg, Tirol usw. noch gut da. "Folkies" wurden dort als
Nestbeschmutzer beschimpft, wenn sie auch nur ganz zaghaft versuchten, einen Jodler, oder
einen Landler anzustimmen.
In der Steiermark hingegen wurden früh Kontakte bei Musikantenstammtischen, auf
Singwochen oder Seminaren geknüpft und Gemeinsamkeiten entdeckt. Das sollte sich auf das
steirische Klima befruchtend auswirken.
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Schiffkowitz (Helmut
Röhrling) von STS und Conni Strahlhofer von Gegenlicht |
Als Hermann Härtel sah, wie prächtig und umfangreich
meine Sammlertätigkeit war, meinte er so Mitte der 90er Jahre, ich sollte das Material
unbedingt publizieren. Wir gingen daran, Geld aufzutreiben. Da fing das Dilemma an. Keine
Stelle, ob Bund, Land oder Stadt ließ sich vorerst von der Notwendigkeit und der
Bedeutung dieser Dokumentation überzeugen. Haufenweise Versprechungen konnte ich
einheimsen, letztlich war es nur das Kulturamt Dr. Strobl in Graz, wo mein Konzept
Unterstützung fand. Das Land, vor allem das Steirische Volksliedwerk garantierten für
die fehlenden Beträge, Bürostruktur, usw. aufzukommen.
Mir war klar, dass es irgendwann fertig sein würde, aber dass es dann doch zwei Jahre
dauern sollte, bis das Buch in meinen Händen lag, hätte ich nicht gedacht. Gottseidank
hat Sabine, meine Frau, mehrmals verhindert, dass ich das Projekt
"hinschmeiße".
Im Weishauptverlag (Gnas), der bereits zehn Bücher für das Steirische Volksliedwerk
herausgebracht hat, fand ich einen idealen Partner. Das umfangreiche Fotomaterial wurde
professionell und gefühlvoll mit den Textpassagen verwoben.
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Hias Neitsch von
Oidweibasumma |
Als ich mich dann endlich zurücklehnen wollte, und mich
schon auf das Erscheinen des Buches freute die Recherchen waren abgeschlossen, mein
Bruder hatte bereits alles redigiert da hatten Herbert Weishaupt und Hermann
Härtel die geniale Idee, das Buch mit einer CD zu komplettieren. Möglichst viele,
unterschiedliche Musikbeispiele sollten das Buch auch zu einem Hörerlebnis machen.
Ich war bald überzeugt, machte mich ans Werk. Ein Computer wurde angeschafft, die
Musiker/innen kontaktiert, eine Auswahl musste getroffen werden. Da sämtliche Komponisten
auf die Abgeltung der Rechte verzichteten, konnte das Buch mit CD zu einem erstaunlich
günstigen Preis herausgebracht werde.
Die Präsentation am 22.11.99 im Grazer Babenbergerhof, zu dem fast alle Musikanten/innen,
die im Buch beschrieben sind, erschienen, wurde für mich zu einem der schönsten Feste,
die ich je erlebt habe. In unterschiedlichsten Besetzungen wurde da spontan miteinander
musiziert, gesungen, gejodelt, sessioniert...
Oft war ich beim Schreiben des Buches versucht, über das gute Klima, das gesunde
Nebeneinander, die Hilfsbereitschaft (CD-Aufnahmen, Konzertvermittlung...) unter den
Gruppen ins Schwärmen zu geraten. Bei der Präsentation sah ich, dass ich nicht
übertrieben hatte.
Weit nach Mitternacht, das Fest war noch voll im Gange, fuhr ich nach Hause. Die Szene
lebt, hab ich mir gedacht, und wie... [Das Buch] |
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