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Das Grazer "Jazz-Dilemma"
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Was ist geschehen?
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Von Statements:Alex
Deutsch (cooltour) |
Ich kann mich vorerst nur auf
Presseberichte beziehen, hab aber begonnen, Gespräche zu führen,
"Primärmaterial" einzuholen. Hier eine erste Skizze der Ereignisse. In der Kleinen Zeitung vom 10/2/98 schrieb Frido Hütter: "Die FoKu will die `Jazzhauptstadt Graz´ neu erfinden und erntet damit Protest in der Jazz-Szene." (FoKu: das meint "Forschung und Kultur", das meint die Kulturabteilung des Landes Steiermark.) Hütter berichtet, daß - laut Kulturabteilung - Graz als Jazzhauptstadt Österreichs positioniert werden solle. Mit einer Konzertserie, die jeweils im Sommer in einem Zelt am Mariahilferplatz stattfinden solle. Es heißt, dafür seien mittelfristig 5,4 Millionen Schilling pro Jahr gesichert. Um internationale Jazzgrößen bei freiem Eintritt aufspielen zu lassen. Daß es solche Schritte überhaupt gibt, überrascht steirische Aktive spätestens seit dem Sparpaket. Immerhin ringen viele Kulturschaffende aussichtslos um solche Perspektiven: mittelfristige Förderungen ihrer seit langem eingeführten, kompetent betreuten Projekte. Von solchen Beträgen ganz zu schweigen. Hütter zitierte GamsbART-Leiter Gerhard Kosel: "Das ist wie ein Todesstoß für uns." Oder koNZert-Leiter Vojo Radkovic: "Dreißig Jahre Aufbauarbeit werden leichtfertig aufs Spiel gesetzt." Von Grazer Tourismus-Chef Dieter Hardt-Stremayr erfuhr er: "Man sollte über die schon vorhandene Grazer Jazzszene nicht so ungeniert hinweggehen." Am 4/3/98 lasen wir bei Hütter: "Der emeritierte Jazz-Professor und Posaunist Erich Kleinschuster war bei Kulturreferent Peter Schachner vorstellig geworden. Ein sommerliches Jazz-Festival wolle er veranstalten. Mit Starbesetzung, gratis. Schachner wies seine Abteilung FoKu an, einen Regierungsantrag zu formulieren." So schilderte uns das auch SP-Kultursprecher Günter Getzinger in der "Konferenz der Provinz". Jemand hat eine Idee und genug Gewicht, Geldgeber zu überzeugen. Gut. Falls es so gewesen ist. Inzwischen höre ich, man sei seitens der Kulturabteilung mit diesem Konzept an Kleinschuster herangetreten. Stimmt das, würde es bedeuten, daß die Verwaltung Programm macht ... was kulturpolitisch eher skandalös wäre. (Ich versuche das noch zu klären.) Erste Konsequenzen der Geschichte: Karlheinz Miklin, der Leiter der Jazzabteilung (Hochschule), hat die künstlerische Leitung des "Graz Meeting" hingeschmissen. Miklin: "Ich beende meine Funktion als Kofferträger und Pausenclown." Sigi Feigl hat das eingeführte "Jazzfest Leibnitz" abgesagt, weil ihm das materielle Risiko durch das zur gleichen Zeit angesetzte Kleinschuster-Projekt zu hoch geworden ist. Am 7/3/98 berichtete der Standard: Daß unter Kulturschaffenden die Emotionen hochgehen, hat sich schon herumgesprochen. Ich höre auch von etlichen Musikern, daß dieses Vorhaben die gesamte Szene beschädige und somit die Existenzgrundlage der Kunstschaffenden angreife. Was stimmt an all dem? Was ist stichhaltig? Was soll sein? Was soll werden? Hier ist nun Gelegenheit, Argumente zu sammeln und zu überblicken. Nennen Sie ihre Gründe! Feedback an: krusche@van.at |
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