[kontext]
seite 2
[3•2000]
hilfe

[dhouse]
[kruschegrondhouse]


5.1.2000 4.1.2000 [grond]
Nun könnte der von uns eingeschlagene Weg aber zeigen, wie verschlungen Wissenswege schreiten (eben nicht voranschreiten, sondern in alle Richtungen schreiten): ich habe einen Roman geschrieben, dem vielerlei Lektüre und Informationsbeschaffung vorausging, die also in den Romantext eingingen und damit gleichzeitig verwandelt wurden. Und nun tauchen in deinem Gewebe einer Um- und Weiterschreibung meines Romans (eben als Leserroman, der nur mehr spurenhaft, fetzchenhaft im Hypertext aufscheint) die Experten sozusagen live auf, und schreiben die Zugänge zum Fremden weiter (in gewisser Weise zurück, aber nicht nach rückwärts gewandt, weil ja die schon beschrittenen Wege nicht auslöschbar sind):
[krusche:] und das widerlegt (oder beeinsprucht wenigstens) auch eine häufig gehätschelte internet-legende. hypertext macht nicht schon per se alle menschen zu autoren. wie du ja selbst angedeutet hast: das unendliche, unendlich ausufernde wird fad. ist nicht rezipierbar. selbst wenns wer wollte. a) wärs zu viel und b) hat man ja sonst auch nach was zu tun. (wers nicht glaubt, lese bei canetti nach.) der Hypertext ist demnach ein Gebilde, das den Prozess einer Entscheidungsfindung schließt und zugleich wieder öffnet.
Zu erinnern: was in der Naturwissenschaft Feedback erzeugen heißt, tut exakt dies: und nenne es ruhig Steigerung der Effizienz, finde ich auch im Kontext der Literatur und deren Kontextes eines bestimmten Begriffes von Kultur eine durchaus anzustrebende Strategie. Ein Roman verdichtet also Zeit, um auf einer sehr bestimmten Wahrnehmungsebene die Sinne für etwas noch nicht wahrgenommenes zu öffnen, und indem die Verdichtung im Hypertext wieder aufgelöst wird (die Personen, die die Ideen repräsentieren und handeln, selbst das Wort ergreifen), verkommt sie nicht zur Privatmythologie eines Autors.

[zeyringer] Außerdem frag ich mich, wo die
Grenze des Autismus liegt bzw. was noch als Privatmythologie gelten kann und was nicht.
Provokant gefragt: Inwiefern wäre das Projekt der Marianne Fritz, von 200 Leuten gelesen, Privatmythologie - und ein Hypertext, von 300 Leuten gelesen, nicht? Weil die Links beim Fritz-Lesen im Kopf bleiben und die Internet-Links offen-sichtlich werden?


5.1.2000 [krusche]

c002.jpg (8524 Byte)

... nun hab ich noch zeit, es ist längst nach mitternacht. ...
[Du brauchst doch nicht denken, daß Text immer die Aufgabe hat, Bilder zu kommentieren! Zwar hängt hier beides zusammen, aber es gibt eben immer noch eine Geschichte hinter der Geschichte und es wird niemals alles erzählt. {Allwissender Erzähler. Sehr witzig!}]


 

 

 

 

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