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Das Buch Treatment Romanaufbau |
Er schwieg. "Ich nehme ein Bad." Marina schlüpfte in den Morgenmantel und ging hinaus. Er verlor sich in seinen Gedanken an Moskau, an den Nanotechnik-Kongreß, an das Wiedersehen mit Katharina. Er sah sich durch die Stadt fahren, die das Böse schlechthin verkörperte. Sah die Russin, die er vor fünfundzwanzig Jahren geliebt hatte, und die ihm, dem jungen Studenten und ehemaligen Klosterschüler, wie eine süße Botin des Bösen erschienen war. Gefährlich und sündig, animalisch, er dachte daran, wie verführerisch sie ihm erschienen war, und schlummerte ein. Im Traum trat er noch einmal vor das Hotel Ukraina, der Morgen war sonnig und bitter kalt wie vor wenigen Tagen. Er traf am Fuß der Freitreppe auf Katharina, und sie reichte ihm die Hand, und er schaute ihr nicht in die Augen. Katharina Chodorova trug einen schweren Mantel, darunter schwarze Jeans, ihren Wollschal hatte sie wie ein Tuch über den Kopf gezogen. Blond gefärbte Strähnen fielen in ihre Stirn, und ihre Haut war sehr weiß. "Damals wolltest du Moskau nicht besuchen", sagte sie, "aber ich zeig dir gern ein Stück davon. Eine zerbrochene Scherbe, sagt man?" Der städtische Bus 616, in den sie stiegen, war ein älteres Modell, hart gefedert, mit automatischen Türen, kunstlederbespannten Sitzbänken, gepflegt. Es war so still hier, und lauter blasse, weiße Menschen nahmen schweigsam Platz und schwiegen auch während der Fahrt. Er schaute zum Fenster hinaus und schlug verschämt den Pelzmantel zu, verdeckte den Kragen seines teuren Pullis aus Kaschmirwolle. Ein säuerlicher Geruch lag in der Luft. Dann rutschte Katharinas Handtasche auf den Boden, und sie bückten sich beide, und ihr Gesicht war dem seinen ganz nahe. Abrupt richtete Katharina sich wieder auf und deutete auf die Erlöserkirche, an der sie gerade vorbeifuhren. "Die russische Seele", sagte sie spöttisch, "Stalin hat die größte. |
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