The Banzai-Baby
("Stormy Monday Blues" in fünf Strophen)eins
Gewalt als Problemlösungsstrategie.
Das ist derart tief in unsere Kultur eingeschrieben; viele Menschen halten so was für
naturgegeben. Vielleicht muß zugestanden werden, daß die menschliche Natur im Ursprung
raubtierhaft ist. Vielleicht. Aber es bleibt unbestreitbar, daß größtes Wohlergehen von
Gemeinschaften den systematischen Gewaltverzicht voraussetzt. Die tiefe Kränkung, die den
Betroffenen aus jeder Gewalttat erwächst, kann durch nichts weggeredet werden.
zwei
Im Nazi-Faschismus erwuchs uns eine
Blüte der Ästhetisierung von Gewalt, die sich mit Maschinenverliebtheit gepaart hat. War
schon davor „der soldatische Mann“ als Ideal forciert worden, hatten die
Konquistadoren nun auch faszinierende Technologie in Händen. Sie verfügten über eine
Prothetik, die, von erstklassigen Ingenieuren entwickelt, in ihren Funktionen und Formen
neue Maßstäbe der Menschenverachtung setzte. Dabei verstellte nur all zu leicht die
schöne Maschine den Blick auf die Opfer.
Der hinreißende Kompressor-Mercedes,
der furchterregende Tiger-Panzer ... das sind in dieser Inszenierung einander völlig
verwandte Apparate. Die „Enola Gay“, ein B 29 Superfortress-Bomber, und
was sich aus seiner Fracht über Hiroshima entfaltete, der ob seiner überwältigenden
Schönheit besungene Atompilz, solche Motive fügen sich ziemlich reibungslos in dieses
Genre und seine glanzvollen Inszenierungen. So geht das bis heute.
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Das
"Banzai-Baby" in einer früheren Wanderausstellung.
Siehe auch:
"Die Pflege der Barbaren"
(Bei: Josef Schuetzenhoefer: "Kernstock liest Kronenzeitung") |
drei
Ich bin mit erheblichen antislawischen
Ressentiments aufgewachsen. Das wurzelt nicht nur in der Wende vom 19. zum 20.
Jahrhundert. Damals hat die bis heute stark verehrte literarische Leitikone der
Steiermark, Peter Rosegger, die Inferiorität des Slawischen fleißig und ausdauernd
behauptet. (Ohne dadurch heute in seiner Verehrung nenneswerte Einbußen zu erfahren.)
Diese Abschätzigkeit gegenüber den
slawischen Mitmenschen wurde weiter intensiv gepflegt. Das reicht bis in meine Jugendtage.
Angesehene Exponenten heimischer Politik, bis hinauf zum Landeshauptmann, der sich gerne
als „katholischer Holzknecht“ stilisieren ließ, mochten mit Ansichten populär
sein, die der „Allgemeinen Deklaration der Menschenrechte“ laut spotteten.
vier
„Vielleicht hat mein Vater deinen
Vater getötet. Was würde das für uns beide bedeuten?“
fünf
Das „Banzai-Baby“ ist ein amerikanischer M60A1
des U.S. Marine Corps. Im Maßstab 1:35. Ich habe ihn hier zum Rennfahrzeug umlackiert.
Der M60 galt als Meisterstück amerikanischer Waffentechnologie. Sein Design stammt aus
der Mitte der 1950er-Jahre. Ich glaube mich zu erinnern, daß M60 auch vom
österreichischen Bundesheer verwendet wurden. In der Verschmelzung von Rennwagen und
Panzerkampfwagen darf das Tötungshandwerk als Freizeitvergnügen gedeutet werden. Hier
sieht man wenigstens, daß sowas ohne Sponsoren nicht läuft. |
