Log #22 So.
Die Session läuft. Während der letzten Arbeiten an der Installation im Grazer
"Medienkunstlabor" kam draußen ein kurdischer Demonstrationszug vorbei. Was
mich an eine Pizzeria denken ließ, deren Boß mir so erschien, wie man sich einen
Süditaliener vorstellen mag. Aber es stellte sich heraus, daß er ein Türke ist. Was ich
dadurch erfuhr, daß er mich auf ein Buch über Mohammed ansprach, das ich in meiner
Jackentasche hatte.
Bis ich von jemand anderem erfuhr, daß er eigentlich ein
Kurde sei, der das aber nicht offenlegen möchte. Woraus ich mindestens schließe, daß
das Spiel mit Identitäten umso komplizierter wird, je härter einem die Kontraste
erscheinen. Wie sie ja in der vormaligen "Murvorstadt" eine Geschichte über
Jahrhunderte haben.
Aber der wesentliche Punkt an dieser kleinen Episode ist
vermutlich, daß ich einen Süditaliener sehen konnte, wo keiner war, weil Süditaliener
nun mal so aussehen, wie ICH mir Süditaliener vorstelle ... die eigenen
Erwartungshaltungen sind mächtige Werkzeuge ...
Cut!
Die Variationen der durch Eröffnungen bedingten
Handhaltungen wären ein feines Thema für Nebenlinien des Projektes ... hier am Beispiel
von ORTLOS-Architekt Ivan Redi und Kurt Jungwirth, dem Präsidenten des "steirischen
herbstes".
Cut!
Im analogen Bereich, also in der Welt der greifbaren Dinge,
der "Gegen-Stände", dominiert die "Golem-Falle". Falle? Oder
technologisches Uterus-Derivat?
Das legendäre Motiv hat der "Altösterreicher"
Gustav Meyrink in einem Roman thematisiert: "Der Golem".
Ein Homunkulus aus Lehm. Erst einmal bloß Materie. Eine technische Lösung. Schließlich
durch einen Menschen von spezieller Kompetenz mit geistigem Input aufgeladen. So wird der
Golem zu einem speziellen Werkzeug formiert, nein: INformiert, das dem Schutz der Menschen
gewidmet ist.
Ein Ausschnitt der aus den Recherchen gestalteten Fassade
des Ausstellungsraumes im "Medienkunstlabor":
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