Log #4

Was ist denn eine Stadt? Welche Bilder haben wir davon? Was ist überliefert? Kaff. Stadt. Großstadt. Weltstadt. Die Diskrepanz zwischen den Realitäten und Phantasmen ist meist enorm.

Es heißt, daß fast alle mittelalterlichen Städte gerade mal "größere Dörfer" gewesen seien. 5.000 bis 10.000 Einwohnern. Leonardo Benevolo, Professor für Architekturgeschichte:

"Einige Hauptstädte zählen mehrere hunderttausend Einwohner, so Konstantinopel, die letzte antike Hauptstadt mit einer intakten Stadtmauer, und Bagdad, Cordoba und Palermo, drei ausgedehnte Oasenstädte, die ihre Existenz persischer Bewässerungstechnik verdanken. Das christliche Abendland, unvergleichlich ärmer und politisch uneins, hat dergleichen nicht zu bieten ..."

Das klassische Rom muß eine sehr gute PR-Abteilung gehabt haben. Man nannte die Stadt "Caput Mundi", das Haupt der Welt. Wobei heute meist unter den Tisch rutscht, daß das Imperium Romanum sich, aufgrund seiner gewaltigen Ausdehnung, mit Byzanz (Istanbul) ein zweites Zentrum gab.

Während Westrom im 5. Jahrhundert unterging, war Ostrom weiterhin Imperium Romanum. Aber unsere Bilder sind christlich geprägt, worunter man natürlich die Lateiner versteht, die Orthodoxie bleibt da im Plauderton weitgehend ausgeblendet.

Cut!

log04a.jpg (20206 Byte) Im "splitterwerk" hat man sich nun (unter anderem) auch auf das Erzählen, auf Kontextarbeit konzentriert:

"die gebaute stadt erzählt vergangenheit. was erzählt die ungebaute stadt? was soll das gebaute erzählen, soll es überhaupt inhalt vermitteln? stellt man sich ein gebäude vor, dass z. b. die form eines "E" annimmt -- erzählt das "E" nichts darüber was in dem gebäude passiert, weder ist es ein branding eines unternehmens..."

Der Eiffelturm ist Code. Ein Rolls Royce vor der Haustür ist Code. Das österreichisches Belvedere ist Code. Nein, nicht des Tourismusbüros. " Es ist das Schloß des Prinzen Eugen von Savoyen.

Es erzählt also vom Ringen der Habsburger und der Osmanen um die Grenze zwischen beiden Imperien. (Wobei Graz ja eine markante Position abgibt.) Was aber, wenn man den Splitterwerkern folgt und Gebäude auch als ALPHANUMERISCHEN Code aufstellt? Eine verblüffende Situation.

Cut!

Das Web als ein "virtueller Ort", naja, Unschärfe des Begriffes, als ein Raum der Imagination, Simulationszone, auf jeden Fall: Raumkonstruktion, die sich daraus ergibt, daß Binärcode nach oben übersetzt wird, in alphanumerische Codes, damit wir Text erhalten, in allerhand andere Codifizierungen, das Web haben wir uns in der Beschreibung von DOMÄNEN geordnet.

Eine "Domain" ist durch eine eindeutige Adresse gekennzeichnet. Die dem "binären Gebäude" angeheftet wird. Der URL = Uniform Ressource Locator. Im Falle meiner van-site ist es ein Akronym aus vergangenen Tagen (Virtuelle Akademie Nitscha), das seine ursprüngliche Bedeutung verloren hat. Aber www.van.at ist für sich eine praktische Adresse, die leicht gefunden werden will, nichts sonst.

Zwei Frauen im Team dieses Projektes, Lola (Rotterdam) und Lio (Graz), machen mit ihrer Website etwas ähnliches wie die Splitterwerker. Sie beschränken sich nicht mit einer Adressenhaften Zuschreibung des Gebäudes, der URL bekam als alphanumerischer Code auch gleich eine kleine Erzählung aufgepackt: 

"WirsindKEINEKUNSTfachverkäuferinnen"

Was wird also von Bauwerken und Ensembles erzählt? Welche Codes kommen zur Wirkung? Splitterwerk: "Was könnten wir Red Bull bauen? Schlecht wäre ein großes Red Bull oder ein R ..."

Cut!

Daß Code im Baulichen einer Stadt, die Erzählung" verstanden und (völlig unabhängig) auch gleichermaßen wahrgenommen wird, hat sich durch dieses Beispiel illustriert, wo das gleiche Motiv in zwei Arbeiten auftaucht:

@martin
[...+) Vorbekgasse]

lio: hatten den gleichen Blick, beide eine Kamera zur Hand und beide Bilder liegen im netz ... hat mich sehr gefreut... jetzt weiss ich auch wie diese Gasse heisst. Dank an den krusche!

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