Log #3 Wo
stehn wir gerade? Architekt Ivan Redi hat aus den bisher online gelaufenen Debatten eine
Themenliste herausgefiltert. Philosoph Georg Flachbart meinte dazu: gleich zur
frühstunde arbeitest du synchron mit allen mitteleuropäischen kaffeemaschinen -
stichwort FILTER. Ich arbeite auch synchron mit allen mitteleuropäischen
Kaffeemaschinen.
Allerdings um Kaffe zu brauen. Dann erst geht was bei der
Arbeit, es haben eben die Hundstage begonnen, die Fenster bei meinem
Arbeitsplatz sind mit Karton abgeklebt, um die Sonne draußen zu halten, ich konnte bis
vier Uhr morgens nicht schlafen, was mir einige kuriose Anmerkungen zu Frank Gehry
einbrachte.
Ich hab unlängst ein Video über eine Stadt gesehen, die
zur Gänze unter der Erde liegt, weil es dort über der Erde eine mörderische Hitze hat.
Das wäre sozusagen die radikalste Form seine Fensterscheiben abzukleben. Stadt! Das
heißt offenbar auch, selbst widrigsten Bedingungen mit Leidenschaft zu trotzen. Gehry.
Nein. Zuerst Redis Filtersubstrat:
+ spirit: lust - mischung aus konkretem und irrealität.
vorstellung von stadt als ein happening aller sinne.
+ "sin city" ästhetik. sinnlichkeit gegenständlich.
+ upgrading als kontext-arbeit, als ein "deutungsgeschäft" - erzählung / urban
legend. city under net conditions.
+ kurzlebigkeit als roter faden der gesellschaft. konkrete meinungsäusserung findet
selten statt.
+ man muss alles erfinden - auch die realität. ergebnis: das strategic image.
+ unsere golem-falle, die die prozesse einer global vernetzten gesellschaft aufgreift,
sollte aus pappkarton sein. die golem-falle ist ein schiff.
+ "vibrant agonistic public spheres" in denen "high spirit"
vor-herrscht
+ mehrfachidentität oder "cross-road-culture". (mühlgang)
+ subway (schwebende bahn) in graz - metapher für urbanität / status symbol
+ versicherung gegen wiedergeburt = festhalten an die erinnerung
+ stadtmarketing / iconografie
Cut!
Wie kann über Architektur gesprochen
werden? Zum Beispiel: auf Umwegen. Was mir meist gefällt. Und dieser amüsante Umweg der
vorigen, überhitzten Sommernacht sieht so aus:
Der nahe am Legendenstatus lebende Journalist Herbert
Völker war als Beifahrer zu einer wiederbelebten Legende eingeladen worden. Dem Rennen
"Mille Miglia", das ein atemberaubender Korso durch die Creme italienischer
Städte (!!) ist. Auf den Spuren des Tazio Nuvolari saß Völker im 1929er Bentley Blower
(eine Ehrfucht einflößende Bestie) des Captain Tim Birkin.
In geselliger Nähe zu Designer Chris Bangle. ("...
fire Chris Bangle, and DO NOT allow him to design [ruin] any more of your wonderful BMWs.
[Quelle]).
Von dem Völker erzählt, er pflege einen bezaubernden Sprachenmix. Der im konkreten
Beispiel von Architektur handelt (Quelle):
Mein Flanieren, das ist nun wahrscheinlich kaum der
primäre Bereich von Architekturzugängen. Aber ist die Stadt nicht ganz wesentlich
Ausdruck der Mobilität, welcher sie Sammelpunkte bietet? Schnittstellen?
Gravitationsräume? Sind nicht Reisemaschinen und Reisewege Hauptgründe, warum aus
Dörfern Städte wachsen?
Bei einem meiner Recherchegänge durch das 8020er-Areal
hatte ich auch ÜBER mir eine klassische Reisemaschine entdeckt. Die markante Silhouette
ließ auf jenes rund 60 Jahre alte Gerät schließen, das als logistischer Packesel den
Nazi-Barbaren gute Dienste geleistet hat. Ich habe dann beim Flughafen Grazer Thalerhof nachgefragt:
"guten tag! ich bin recht sicher, was ich gestern am
himmel über graz gesehen hab, ist eine junkers ju
52 gewesen. möglicher weise die aus der schweiz. könne sie mir mitteilen, ob diese
historische maschine zur zeit bei ihnen station macht? :-)) martin krusche"
"Sehr geehrter Herr Krusche! In Bezug auf Ihre
Anfrage, kann ich Ihnen mitteilen, dass die Junkers Ju52 momentan in Graz Station macht!
Es wird heute noch zwei Rundflüge geben. Einen um 14.30 Uhr und den Zweiten um 15.45 Uhr.
Morgen gibt es dann noch einen Rundflug um 11.00 Uhr und dann wird die Maschine um 12.30
Uhr nach Klagenfurt überstellt! Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiter helfen.
Für weitere Fragen stehe ich Ihnen natürlich gerne zu Verfügung! Mit freundlichen
Grüßen, Flughafen Graz; Information"
Cut!
Ist das nun eine zulässige Annahme? Daß Reisemaschinen
ganz wesentlich das Entstehen von Städten bekräftigt haben? Und ist es nicht so, daß
Reisemaschinen, vorzugsweise Automobile, heute ganz erheblich dazu beitragen, Städte zu
ersticken?
Die Eisenbahn war der technologische Vorbote des
Automobils. Wird sie diesen Maschinentypus in Städten wieder ablösen? U-Bahn, S-Bahn,
Schwebebahn ... dazu später.
Und diese Überlegung, zu der mir Höger + Mayer bei der Vorläufer-Konferenz
verholfen haben: Daß die Strecken ZWISCHEN den Städten eine neue Örtlichkeit von
besonderer Bedeutung seien. Also frage ich mich: welche Markierung ergibt das Areal 8020
in diesem Sinne auf dem außerstädtischen Streckennetz?
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