the track / axiom / page #5

Auftakt I

Die Annahme # 3) Es gibt immer ein Gedicht, das sich selbst geschrieben hat [Quelle] wurzelt in der Lektüre von Varela & Maturana sowie in der realen Begegnung mit Heinz von Foerster und der Lektüre etlicher seiner Arbeiten, vor allem über Kybernetik.

Das sind Zusammenhänge, aus denen ich eine Vorstellung von Autopoiese bezogen hab. So ist nun auch an den Anfang dieses Vorhabens ein Moment gesetzt, dessen Planung sich völlig darin erschöpfte, daß Gäste bewirtet werden sollen, was Vorbereitungen verlangt. Darüber hinaus darf sich etwas selbst erschaffen.

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IRINA KARAMARKOVIC

Das heißt, es wurde im Augenblick noch nichts konzipiert, nicht einmal debattiert, und dennoch ließ sich eine kursorische Zusagen ableiten, die nun zwei Personen umfaßt, mit denen ich sehr wahrscheinlich einen künstlerischen Auftakt von "Axiom" erreichen werde, wie ich mit Philosoph Erwin Fiala sehr wahrscheinlich einen diskursiven Auftakt herbeiführen kann. (Siehe dazu: "Fiala en suite"!)

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SELMAN & ALEKSANDRA TRTOVAC

Dieses "sehr wahrscheinlich" ist kein Ausdruck der Unverbindlichkeit, sondern ein Konzession an etwas Prozeßhaftes. Es hat begonnen. Es gibt einige Orientierungspunkte. Die genauen Verläufe sind noch offen.

Das bedeutet auch, die konkreten Reaktionen der Personen, welche ich für diesen Prozeß zu gewinnen suche, nehmen Einfluß auf Konzeption und inhaltliche Entwicklung des Vorhabens.

Das meint im Augenblick den Künstler Selman Trtovac, der ein Exponent des Kollektivs "Treci Beograd" ist, und die Sängerin Irina Karamarkovic, den meisten Leuten bei uns zwar als Performerin, nicht aber mit ihrer Arbeit als Intellektuelle geläufig.

Mit beiden habe ich in verschiedenen Projektabschnitten schon zu tun gehabt. Es gibt also ihre Spuren, die durch den Vorlauf dieses Teilvorhabens führen. Der jüngste Querverweis ("Kollektivnye Deystviya") ist im vorigen Blatt erwähnt und betrifft Trtovac.

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KUNSTSAMMLER ERICH WOLF (LINKS) UND AGRARIER HANS MEISTER

Daraus ergibt sich eine gewisse Korrespondenz mit den bevorzugten Wegen von Kunstsammler Erich Wolf, der als mein Kooperationspartner an der Basis dieses gesamten Vorhabens ein wesentliche Rolle spielt.

Wie Wolf nie das einzelne Werk, den "Blue Chip", das besondere Einzelstück sucht und erwirbt, sondern zusammenhängende Ensembles schätzt, die einen Ausschnitt von Zeit und Prozessen darstellen, so ziehe ich es vor, inspirierte Menschen für weitere Prozeßschritte zu gewinnen, wenn ich mit ihnen schon zu tun hatte, wenn es schon möglich war, Momente der Verständigung einzuleiten, wenn wir also nicht aus einem Moment, sondern aus einem größeren Zusammenhang schöpfen können.

Das ist übrigens auch im Kern, was "art under net conditions" meint. Die Vernetzungsbedingungen ("net conditions") sind nicht dem Internet geschuldet, sondern menschlicher Kommunikation innerhalb von Zeitfenstern, also auch dem Phantasma Zeit.

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PHILOSOPH ERWIN FALA

In eben diesen Verfahrensweisen liegt eine bewußte Würdigung dessen, was in Annahme # 2) Es gibt immer einen Widerspruch, dessen Auflösung uns den Boden unter den Füßen entziehen würde [Quelle] vorgelegt ist.

Das meint sehr konkret, daß ich es für unverzichtbar halte, auch den Dissens als Gewinn zu betrachten; als eine Qualität, die Beachtung verdient. Der Dissens ist ein wichtiges Fundament unserer gemeinsamen Möglichkeiten.

Ich vermute, daß wir das auf dem Kunstfeld spätestens seit Duchamp wissen, aber es scheint mir, daß darüber kein gar zu breiter Konsens besteht. Da werde ich wohl Fiala bemühen müssen, um eine klare Vorstellung zu bekommen, in welcher Verfassung wir sein könnten, um über Dissens einen Konsens zu etablieren. (Kleiner Scherz!)


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