Blatt #175 | KW 29/2021

Aus der Ferne

Ich komme gerade nicht rasend viel herum. Die Umstände. Ach, gar nicht wahr! Neuerdings habe ich wieder gut drei bis vier Termine pro Woche. Es ist die Hölle los. Naja, das auch wieder nicht. Die Seuche und die Lockdowns, die Restriktionen und die Zuversicht, natürlich hat all das etwas mit mir gemacht. Es hat mich verändert.



Mally auf Enfield

Ich habe mit ganz verschiedenen Menschen zu tun. Deren Deutungen unserer Risken und deren Überzeugungen, was sinnvoll gegen Corona zu tun sei, was nicht, unterscheiden sich erheblich. Nein, wir belehren einander nicht, wir setzen uns nicht gegenseitig unter Druck. Es ist eine Achtsamkeit für das, was jeder braucht und wie sich jemand verhalten möchte. Das wird dann flexibel kombiniert.

Schließlich treffen wir uns nicht, um ideologische Grabenkämpfe zu betreiben. Wir haben Themen. Wir begegnen einander mit Respekt. Es ist dann gar nicht so schwer, kleine Kompromisse zu suchen. So war es ja auch vor Corona. Die Szene der Schrauber und Sammler ist extrem vielfältig.



Fiat 126

Da findet man ein sehr breites weltanschauliches Spektrum… Bis hin zu Ansichten, die ich für problematisch halte. Der Basismodus war vor Corona schon klar: Kannst Du was? Weißt Du was? Erträgst Du Dissens?

Sie kennen vielleicht dieses Bonmot: Intelligenz ist die Fähigkeit, über zwei einander widersprechenden Ansichten nicht den Verstand zu verlieren. Ich denke, das ist auch und vor allem eine soziale Qualität. Wurde ich zum Aufseher, zum Coach, zum Ankläger, zum Richter bestellt? Nein! Also!

Aber hier hab ich es gerade leicht. Allerhand Post von Menschen, mit denen ich mich sehr gut vertrage. Musiker Oliver war eben auf einer kleinen Konzerttour durch Bayern unterwegs. Dabei saß er kurz auf einer Enfield; ich tippe auf eine 350er.

Vom Dottore kam Post aus Italien: „Schöne Grüße aus Cala Gonone! (Man beachte auch das seltene Kennzeichen der Provinz Nuoro.)“ Nuoro steht bei mir für „Nie gehört!“ Doch dann erfahre ich: Sardinien. Dort pflegt man einen sehr eigenwilligen Gesangsstil. Die Sarden machen eine hörenswerte traditionelle Musik.



Das Mädchen vom Lande: Fiat Campagnola

Post von Malerin Monika Lafer kommt ebenfalls aus dem tiefen Süden. Orgosolo ist eine vormals sardische Räuberhochburg, in der noch heute – wie es heißt - sehr streitbare Menschen leben. Unter den spektakulären Wandbildern dieses Dorfes ist auch eine Fiat Campagnola (erstes Baumuster) zu entdecken. Siehe dazu das Albumblatt!

Ich bleib beim Thema Offroad. Von Konstrukteur Markus Rudolf bekam ich Fotos und Videos aus dem Matsch. Der Steyr-Puch Pinzgauer hat seinen Fünfziger. Wer je mit einem 4x4 oder mit dem großen 6x6 ins schwere Gelände durfte, erhielt Eindrücke, was das Wort Ingenieurskunst bedeutet. (Der Grazer Geländewagen-Club organisierte das 11. internationale Pinzgauertreffen im ehemaligen Bergbaugebiet Zangtal in Voitsberg, um das 50er Jubiläum zu feiern.)



50 Jahre Steyr-Puch Pinzgauer

Ich bin mit so einer Fuhre schon über einige ziemlich einschüchternde Kanten auf üble Hänge hinausgefahren; dem Instruktor folgend: „Und jetzt schön bremsbereit.“ Man will sich ja nicht selbst auf die Liste der gefährdeten Arten setzen. Sensationelle Offroader! Und schließlich noch einmal Norbert Gall, der Dottore: „Lieber Martin, schöne Grüße aus Reutte!“ Ford Model A Coupé. Ein einstiger Super-Hit.


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