Blatt #168 | KW 20/2021

Puch Dingi

Das Puch-Schammerl kam als Cabriolimousine auf den Markt. Der Begriff ist heute nicht mehr allgemein verbreitet. Hohe Seitenwände, Rollverdeck bis zum Hintern. Das 1957er Pucherl bekam dann in weiteren Entwicklungschritten ein Blechdach, was im Typen-Kürzel vermerkt wurde: Steyr-Puch 500 D.


Gut, das macht jetzt keine richtige Limousine, aber ein kleine Berline = Berlinetta. Man konnte übrigens wechseln, denn das heiße Blechdach ist mit wenigen Schreiben zu lösen. Egal! Ich will woanders hin.

Der steirische Fünfhunderter kam naturgemäß nie an die Stückzahlen seiner italienischen Verwandtschaft heran. Der Fiat Nuova 500 war dafür technisch nicht so brisant wie das Pucherl. Auch mit den verschärften Abarth-Versionen konnte man die Grazer Krawall-Semmel im Fiat nicht herbrennen.


Aber! Der Fiat-Konzern war mit seinen Modellen und Stückzahlen für viele kleine Betriebe anregend, aus dieser und jener Turiner Basis Sonderformen zu schneidern. Alle denkbaren Automobil-Genres wurden dabei durchgenommen. Vom Rennwagen bis zum Offroad-Zwergerl, vom Nobelhobel bis zum Strandmobil. Prominentes Beispiel: der Fiat Ghia 500 Jolly, dessen Anlaß ein Wunsch von Giovanni Agnelli war, daß die Carozzeria Ghia ihm ein kleines Strandauto für seine Yacht entwerfen solle.

Das alles sind die sogenannten Etceterini, also „Fiat Etceteras“. Die Puch-Basis machte zwar im Rennsport einiges möglich, doch exotischere Versionen entstanden nur, wenn jemand in privater Initiative Vision, Geschick und Sachverstand zusammenbrachte.

So ist dieser Fund des Garagenlieblings zu deuten. Was Gerhard Szamuhely da im „Oldtimerclub & Museum Poysdorf“ entdeckt hat, ist so ein typischer Sonderfall, ein Unikat. Friedrich Parisch hat aus dem Pucherl einen Buggy gemacht.

Mehr noch, man kann die Frontscheibe abklappen, als wäre es ein Haflinger für die Luftverfrachtung. So läßt sich die Fuhre als „Beiboot“ in einen Wohnwagen packen. Gemäß der Marine-Metapher wäre dann wohl „Puch Dingi“ die passende Bezeichnung dafür.

+) Gerhard Szamuhely: Garagenliebling
+) Steyr-Puch 500 bis 700
+) Oldtimerclub & Museum Poysdorf


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