Blatt #146 | KW 50/2020
Der Estaric V: Motorenbau
Josef Mayer kommt mit dem Bau des
Miniatur-Luftschiffes zügig voran. Dabei ist auch einige
Improvisation nötig. Die dürftige Dokumentation des Originals,
die völlig andere Werkstoff-Situation der Gegenwart… Aber so
kenn ich das etwa von Schraubern, die sich auf das 19. und frühe
20. Jahrhundert spezialisiert haben. Man lebt und arbeitet mit
allerhand Mutmaßungen über Details, die nicht in Dokumenten
nachgesehen werden können.
Motor, Tank und Welle (Foto: Mayer)
Mayer: „In den letzten Tagen ist
wieder etwas weitergegangen. Der Motorblock, Riemengetriebe und
die Welle zum Propeller sind nun eingebaut. Dankbar bin ich auch
meinem Sohn Elias der Drehteile angefertigt hat.“
(Foto: Mayer)
Zu jener Zeit war die technische
Entwicklung so rasant, daß der Puch-Motor von 1909 sicher noch
ein ganz anderer war als einer von 1914. Aber es läßt sich
immerhin ein Eindruck verschaffen, wie anders diese Aggregate
seinerzeit aussahen.
Es sind nur recht wenige
authentische Puch-Wagen erhalten. Von diesen hochpreisigen
Klassikern befinden sich kaum welche in Museen. Private Sammler
haben meist kein Interesse daran, daß man ihre Garagen kennt und
sie mit Neugier bestürmt.
Ein Puch-Motor von 1914
Also gibt es nur selten Gelegenheit,
sich einen Puch-Motor der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg
anzusehen. Ein Beispiel stammt von einem 1914er Chassis, das
ursprünglich im Werk Thon Dorf vergessen worden war. Aus dem
Hubraum von 1800 ccm konnten 28 PS gewonnen werden.
Mayer
weiter: „Besonders putzig ist der Flansch mit den vier M 1,6
x 10 Schrauben geworden. Die Welle besteht aus DM vier
Millimeter Carbonfaserrohr. Das ist aber nur bis zu einer Länge
von einem Meter zu bekommen. Mit diesem Flansch verlängere ich
zwei Rohre auf etwa 1,3 Meter. das Getriebe war ursprünglich ein
Kettengetriebe mit nur einer fixen Übersetzung."
(Foto: Mayer)
Es gibt auf Youtube wunderbare Videos,
die uns so alte Maschinen im Betrieb zeigen. Offen liegende
Wellen, Kipphebel, freiliegende Antriebsketten etc. Es war ein
sehr heimeliges Mensch-Maschinen-Verhältnis.
Geben Sie
auf Youtube zum Beispiel „blitzen benz startup“ ein und
bestaunen Sie das mächtige Aggregat aus dem Jahr 1909. Oder „The
Beast of Turin“ mit dem 28,4-Liter Vierzylinder des 1911er Fiat
S76 i.
Mayer: "Die Rennerbuben sind während der Fahrt
dort drübergeklettert. Eine Abdeckung gab es nicht. Vom Motor
konnte ich bisher nur in Erfahrung bringen, daß er eine Leistung
von 25 PS hatte. Da werde ich einfach noch etwas Kreativität
beweisen müssen und Umlenkhebel für die Ventile aufmalen oder
aufkleben.“
Man sieht auf dem anschließenden
Foto (Archiv Mayer), daß die Rennerbuben für die Antriebswelle
auch mehrere Teile aneinanderflantschen mußten und beim Fliegen
einen Arbeitsplatz hatten, den heute kein Inspektorat zulassen
würde.
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