Blatt #73 | KW 19/2020

Steyr-Puch 500 DL, fast, 1:1

Gerhard Szamuhely, der Garagenliebling, hat die passenden Fotos zur richtigen Zeit geschickt. Ich mußte ja „Mythos Puch VII“ für den Lockdown adaptieren, also ist die Automobilgeschichte selbst kurz zum Thema geworden. Darin hat dieses Auto für uns eine besondere Position.

Dem bloß flüchtig Interessierten sei erläutert, was das Kürzel DL bedeutet. Das Puch-Schammerl kam ja 1957 erst einmal als Cabrio-Limousine auf den Markt. Also großes Rollverdeck von der Oberkante Windschutzscheibe bis zwischen die C-Säulen. (Pardon! C-Säulchen.)

Dem nackerten Pucherl folgte die Version D wie Dach. Das Stahldach mit der deutlichen Kante im Heckbereich ist durch wenige Schrauben fixiert und leicht lösbar. Man kann sich nach der Jahreszeit richten. Dann aber wurden 1959 die Leute im Werk kühn und gingen verschwenderisch zur Sache.

Das heißt, ein paar Gramm mehr an Chrom kamen mit einigen Zierelementen ins Spiel. Schmale Leisten, kleine Gitter am Frontblech, Radkappen, gut, nur nicht übertreiben. Die großen Blinker an den Seiten fallen unweigerlich auf, falls der DL neben einem Vorläufermodell steht. Besonders keck dann: die Heckflossen.

Nein, Moment, es ist ja kein Cadillac. Aber die flügelartig ausgeformten Heckleuchten kann man eigentlich nur so deuten. Geben Sie zu 1959 zusätzlich Cadillac oder Chrysler in die Suchmaschine ein. Da tauchen teils bizarre Riesenflossen auf.

In Europa war man dagegen sehr zurückhaltend. Selbst bei Mercedes-Benz kamen nur dezente Bügelfalten in Frage, die man etwas verschämt „Peilstege“ nannte. Gemessen daran, hat der kleine 500 DL richtig freche Waschel verpaßt bekommen. Jetzt wird aber auch deutlich, dieses Pucherl ist nicht ganz amtlich. Heckflügerl und die Buchstaben DL täuschen darüber hinweg, daß wir nur die Winzlingsblinker an den Seiten sehen und das Frontblech uns keine Chromgitter zeigt.

Darum hier, zum Vergleich, ein 500 DL, der diese Details hat, die nobleren Zierkappen eingeschlossen. Natürlich drückt das nicht wirklich Luxus aus. Aber ein Golf GTI ist ja auch kein Gran Turismo und nicht überall, wo Turbo draufsteht, ist ein Turbolader drinnen. Typenbezeichnungen sollen Gefühle auslösen und müssen nicht unbedingt technische Details einlösen.

+) Mythos Puch VII (Die Vitrine)

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