Blatt #9 | KW 33/2019
Fiat 600 Multipla, 1958 (1:43, BV Firenze)
Mir fällt auf Anhieb kein anderes
Auto in Großserie ein, das so andauernd abschätzige Bemerkungen
kassiert hat wie der Multipla? Das betrifft den von 1955, den
von 1999 ebenso. Manche Menschen demonstrieren gerne ihren
erlesenen Geschmack, indem sie den Multipla für häßlich
erklären, was auf einen etwas schmalen Horizont schließen läßt.
Sie ahnen vielleicht schon, ich finde den
Ur-Multipla grandios. Dante Giacosa und sein Team hatten mit dem
Basismodell, dem Fiat 600, ein leistbares Auto geschaffen,
überdies formal einen beeindruckenden Streamliner. Mir scheint,
kaum ein anderes Auto drückt diese Zeit besser aus.
Dem
Seicento folgte per Multipla eine Großraumversion auf gleichem
Radstand, in gleicher Fahrzeuglänge. Sechs Sitze! Gut,
Knautschzone ging sich da keine mehr aus. (Vorderradaufhängung
vom Fiat 1100.) Eine Menge Platz für so wenig Auto. Da ist
gesamt der Gestaltungsspielraum überschaubar und hier vorzüglich
genutzt.
Ein Maximum an Mobilität mit einem Minimum an materiellem
Aufwand. Die Rohstoff- und Devisenknappheit der Nachkriegszeit
setzte ebenfalls Grenzen. Was für eine erstaunliche
Konstruktion.
Diese Variante wirbt an der Flanke für den
Brotaufstrich Marmite und für Abarth. Das Original ist
vermutlich als Begleitfahrzeug (Assistenza Abarth) im Rennsport
eingesetzt worden.
Den Bausatz von BV Firenze hat mir Ferdinand
Micha Lanner als Geschenk mitgebracht. Ein eher rares Modell im
Maßstab 1:43. (Die Bodenplatte nennt das Modelljahr 1958.)
Kurz davor hatte übrigens Norbert
Gall eine Perle aus seiner Sammlung mitgebracht, damit ich mir
die Jolly-Variante des 600ers genauer ansehen konnte. Ein
Spaßmobil aus dem Hause Ghia. (Das Corgi Toys-Modell zeige ich
an anderer Stelle ausführlicher.)
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