Blatt #8 | KW 34/2019
Robert Schmierdorfer (lnks) und
Micha Lanner
Ich bin heuer mit „Mythos Puch VI“ in einer
sehr intensiven inhaltlichen Arbeitsphase. Das heißt, hier ist
augenblicklich kein Veranstaltungsschwerpunkt gegeben. Wie auch
schon im Vorjahr dominiert die inhaltliche Vertiefung.
Während der eben absolvierten Session in Albersdorf meinte
Bürgermeister Robert Schmierdorfer bei einer Erörterung der
allgemeinen Situation: „Wir denken in viel zu kleinen
Dimensionen.“ Es sei nicht genug, bloß die eigenen Kinder
und Enkel im Auge zu haben.
Das erinnert mich daran, wie
mir ein Tierarzt, Bauernsohn aus Hofstätten, das bäuerliche
Denken, von dem er geprägt wurde, als eine maßgebliche Kategorie
erläutert hat. Denken und Tun in Annahmen, die über mehrere
Generationen in die Zukunft reichen. Ist dafür unsere Welt heute
zu komplex geworden? Ist das eines unserer Hauptprobleme?
Niki Passath (links) und Markus Rudolf
Tom Kada löst seine Leidenschaft für die Steyr
380 beim Restaurieren der alten Lastwagen innerhalb dessen ein,
was wir einen Traditionsbetrieb nennen würden. Das Leibnizer
Beerdigungsunternehmen Kada hat sich über mehrere Generationen
entwickelt, etabliert.
Ferdinand Micha Lanner kommt
dagegen mit einer soliden technischen Ausbildung aus der Praxis
der Industrie, aus diesen so anderen Dimensionen, wo das
Stichwort Stückzahlen erhebliches Gewicht hat. So auch Markus
Rudolf, der heute als Konstrukteur und als Konsulent tätig ist,
also mit dem aktuellen Geschehen in de heimischen Wirtschaft
vertraut.
Von links: Markus Rudolf,
Niki Passath, Micha Lanner und Constantin Kiesling
Im harten Kontrast dazu Roman Hold, der
zwischen Österreich und den USA pendelt, der sich auf das Bauen
und das Modifizieren von Fahrzeugen spezialisiert hat, was
Unikate meint. Chopper und Hot Rods, Custom Cars…
Constantin Kiesling ist im Gegensatz ganz anders aufgestellt.
Seine hochrangige Haflinger-Expertise verbindet ihn mit der
Vergangenheit des Metiers, in der Gegenwart ist er an der TU
Graz mit der Entwicklung von Großmotoren beschäftigt.
Ganz anders wiederum Niki Passath, der als Künstler auf eine
langjährige Befassung mit Robotern zurückblickt, sie als seine
Werkzeuge versteht, die Koexistenz von Menschen und Maschinen
mit seinen Mitteln untersucht.
In dieser Runde haben wir
den Stand der Dinge erörtert. Worauf wird sich die individuelle
Mobilität eine ganzen Bevölkerung demnächst stützen? Im 20.
Jahrhundert wurde der Verbrennungsmotor zu einem Hauptereignis
dieses Themas. Wenn wir nun unterscheiden, was ein Treibstoff
und was ein Energieträger ist, wird uns das Nachdenken über neue
Konzepte leichter fallen.
Kontraste: Roman Hold im Chrysler Magnum neben dem Morgan
Roadster
Dabei erscheint mir heute das Kommen neuer Fahrzeuge
augenblicklich noch nicht das wichtigste Thema. Bemerkenswert,
wie sehr die Geschichte der historischen Steyr-Daimler-Puch AG
uns Denkanstöße liefert. Dazu gibt uns ihrer Grazer Repräsentanz
(die vormaligen Puchwerke) sehr anschauliche Eindrücke.
Zugleich sind alle in der Runde auf hohem Niveau mit den Fragen
nach der nahen Zukunft befaßt. Es wird ein wenig über Methanol
geredet, viel über Wasserstoff und Brennstoffzellen. (Niemand
der Profis hält Elektrofahrzeuge für besonders diskurswürdig.)
Ich finde da im Augenblick erst Ansätze, dies alles für ein
kulturelles Engagement zusammenzudenken.
Das alte
Handwerk, die Industriearbeit, das Ingenieurswesen als
Maschinenwissenschaft, die Gegenwartskunst… Ich muß
herausfinden, wie eine nächste Stufe der Verständigung zwischen
uns aussehen und uns wechselseitig nützen kann. [Personen
& Links]
-- [Mythos Puch] --
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