Blatt #4 | KW 32/2019
Heuer stehen aufgrund der Jubiläen
vor allem der Puch Haflinger und der Puch G im Fokus
verschiedener Ereignisse. Ich hab meinen diesbezüglichen Part in
der Kalenderwoche 17/2018 zu dokumentieren begonnen: „Das
Haflinger-Projekt“
Puch G im Kampfgewand
Beim „Saturday Night Cruising“
der Alltagsklassiker im August 2019 war ein G-Wagen aus
der Militärabteilung dabei. Meine erste Sichtung eines Wagens,
der mit dieser markanten Fresse bemalt wurde, wie wir sie von
Warbirds aus dem Zweiten Weltkrieg kennen. Ich hab die
Geschichte solcher Auftritte in „Lackierte
Kampfhunde“ (Jagdgeschwader in Bodennähe und ihre
Dekors) beschrieben, eine Kontinuität seit dem Ersten Weltkrieg.
Rollende Konferenzen, die dem rollenden Kulturgut gewidmet
sind. Naja, Wortspiele. Aber das ist wichtig. Die Faustregel:
wenn wir keine Begriffe haben, wissen wir nicht, wovon wir
reden. Zuschreibungen. Und diese ganze Angelegenheit in Fragen
der Definitionshoheit: wer darf sagen, was es ist?
Ich
absolviere eben eine längere Reihe von Gesprächen, durch die ich
ausloten möchte, mit welchen Themenschwerpunkten der
Automobilismus des 20. Jahrhunderts derzeit erörtert und
dargestellt werden mag. Dazu besteht eine Menge Klärungsbedarf.
Auf den ersten Blättern dieser neu gebauten Leiste („Routen“)
habe ich von der Konferenz mit Brand Manager
Norbert Gall erzählt.
Geschmeidiges Kraftpaket: Lexus ES 300h
Für diese Tour kam er mit dem Lexus ES
300h, denn der neue Toyota Supra war für das nämliche Wochenende
leider einem Journalisten überlassen. Aber der hybride Lexus
paßt ohnehin gut zum Thema, denn ich frage derzeit die Profis
laufend, was sie denken, wohin die Wege nun führen.
Gall
erzählt entspannt von rund zehn Millionen Prius-Einheiten. Das
Hybrid-Thema hat Toyota dominant abgearbeitet. Nun würde Gall
gerne erleben, daß seine Company Wasserstoff-Autos zügig auf die
Straße bringt, auch wenn erst in etlichen Jahren ausreichende
Infrastruktur verfügbar sein werde.
Das war auch ein
bevorzugtes Thema, als ich kürzlich mit Informatiker Hermann
Maurer und Dokumentarfilmer Fritz Erjautz über dieses Thema
sprach. Wir kennen niemanden aus der Profi-Welt, von dem uns
Elektro-Autos als zukunftsträchtig empfohlen würden.
Maurer und Erjautz sind sich einig, daß unsere gewohnten
Dimensionen individueller Mobilität teilweise eine Zukunft mit
Wasserstoff-Autos haben werden; und zwar vermutlich mit jenen,
welche nicht mit Wasserstoff randvoll betankt werden, was
letztlich rollende Bomben wären.
Es sollte auch eine
Entwicklung geben, aus der wir Fahrzeuge erhalten, die unterwegs Wasserstoff erzeugen. Derweil, so
meinen beide, wäre ein interessanter Weg, Autos mit Methanol zu betreiben, um einen großen Teil vorhandener
Infrastruktur durch zumutbare Umrüstung weiter nutzen zu können.
(Methanol ist ein großtechnisch hergestellter Alkohol.)
Hermann Maurer (links) und Fritz Erjautz
Dagegen kenne ich kein plausibles
Szenario mit der nötigen Infrastruktur für eine mobile
Bevölkerung mit Elektrofahrzeugen. Es ist ziemlich unklar, woher
die Leitungen und die Kapazitäten kommen sollen. Vollelektriker,
wie ich einen oft leihweise fahre, sind also eher nicht unsere
Zukunft, obwohl mir die Politik andauernd von E-Mobilität redet.
Gall hat noch nicht ausgeplaudert, worüber beim Weltgrößten
Automobilhersteller derzeit gebrütet wird; außer daß man sich
wandelt und vom Autoproduzenten zum breit aufgestellten
Mobilitätsanbieter wird. (Zum Treffen mit Maurer und Erjautz
siehe Notiz 021: „Klarheiten
im Umbruch“.)
Davor hab ich mit der Notiz 020: „Zukunftsfähigkeit“
das Thema Mondlandung gesteift. Das war 1969. Im Jahr 1959
war der Steyr-Puch Haflinger auf den Markt gekommen, dem ich
eine kleine Kulturgeschichte gewidmet habe. Als ich von der Tour
mit Gall zurückkam, fand ich Post vom Verleger: „Habe Werner in
die Buchbinderei geschickt und er hat mir bereits vorab ein paar
Bücher gebracht. Sende dir am Montag dein persönliches Buch
vorab zu.“
Das ist naturgemäß ein spannender Moment. Die
Geschichte war sehr komplex geworden. Dazu kommt der
Arbeitsanteil des Verlages, die Gestaltung des Buches, so habe
ich nach meiner Wegstrecke als Autor derzeit überhaupt kein
Gefühl, wie das aussieht, was ich demnächst in Händen halten
werde.
Fund hinter den sieben Bergen, ein Auto
wie ein Faustkeil: Lancia Beta Montecarlo
Plötzlich verdichtet sich das Stückwerk mit seinen
Details und übrigens rund 500 Illustrationen, von denen
annähernd alle ins Buch kamen. Wie wird es also aussehen, wenn
es vor mir auf dem Tisch liegt?
Und diese Zahlenspiele,
um einer Orientierung in der Zeit zu dienen. +) 1959:
Steyr-Puch Haflinger und Puch DS 50 +) 1969: Mondlandung
+) 1979: Puch G +) 1989: Mauerfall in Berlin
Dazu
kommt: im Mai 1859 starben zwei ungewöhnliche Aristokraten, die
völlig aus der Zeit und ihren Milieus herausgetreten waren.
Erzherzog Johann von Österreich und Alexander von Humboldt haben
mit ihrem unermeßlichen Wissens- und Tatendrang etliche
Denkweisen und Modi in Gang gesetzt, die bis heute Wirkung
haben.
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