projekt prisma,
seite #13
Intrada
Spätestens ab 2015 hätte uns allen klar sein können: da findet ein
Umbruch statt, der entfaltet sich unaufhaltsam wie eine Lawine. Das
ergab sich aus der Weltwirtschaftskrise von 2008/2009, deren
Konsequenzen bei uns etwa 2010 heftig einschlugen.
Damals mochte man sich vielleicht noch ein Weilchen taub stellen und
die Erschütterungen ignorieren. Aber die Auswirkungen waren 2015
unübersehbar. Ich denke, da rafften sich manche Leute auf, um diese
Lawine zu surfen, andere erstarrten, ließen sich davon wegreißen.
Dazu paßte dann ein prägnantes Ereignis.
Als 2021 der 100.
Geburtstag von Josef Beuys zu notieren war, gab es in Graz
merkwürdige Momente wie etwa Projekte, in denen gefragt wurde: „Was
würde Beuys heute tun?“, womit man eigentlich ganz schnell
fertiggewesen wäre, denn ein Beuys-Revival verbnietet sich eher.
Was würden Mahatma Gandhi, John F. Kennedy, Bruno Kreisky heute
tun? Diese kleinbürgerliche Pose, eine Mischung aus Verehrung und
Ratlosigkeit, lenkt davon ab, daß der fraglos bedeutende Künstler
wegen seiner esoterischen und politischen Ansichten heute wohl sehr
wenig Spielraum hätte, Diskurse auf der Höhe der Zeit
mitzugestalten.
Genau das finde ich aber interessant. Wie
verlockend, diesen beuys’schen Zustand für „widersprüchlich“ zu
halten; so als hätten uns die letzten 40 Jahre nicht gelehrt, daß
das Gegenteil zutrifft. Selbstverständlich vertagt sich das alles
vorzüglich. So lange wir diesen banalen Umstand nicht begreifen,
werden wir zum Beispiel vor der „Banalität des Bösen“ (© Hannah
Arendt) weiterhin ratlos herumstehen.
Ich knüpfe nun mit
meinen Überlegungen an einem Gleisdorfer Projekt an. Als wir in Weiz
zum Thema „Kulturstrategie 2030“ an einem Tisch saßen, hatte
Gleisdorfs Kulturreferent Karl Bauer sein Vorhaben bezüglich Beuys
schon konzipiert und auf die Schiene gebracht. (Die Ausstellung
„Joseph Beuys – 101, Arbeiten aus steirischen Sammlungen“ wird am 7.
Juli 2020 im Gleisdorfer Museum im Rathaus eröffnet.)
Ich
halte es für reizvoll, auf eine Initiative der Kommune zu reagieren
und ohne Auftrag in den öffentlichen Diskurs einzusteigen. Die
Hauptleiste zu meinem Vorhaben, das ich gleich benenne, ist im
Austria-Forum eingerichtet:
+)
Beuys 101 im Austria-Forum
-- [Beuys 101 auf
der van-site]
--
start |
home 25•22 |