projekt prisma, seite #6

Der Lagler und ich II

[Vorlauf] Fide Veritas betont bei Lagler, wie schon erwähnt: „…schau Dir an was für Leute da sind. Mach Dir einfach Dein eigenes Bild und sag mir dann wie viele Rechtsradikale Du da siehst. Sind die Gerlinde und ich auch rechtsradikal ja?“

Das läßt sich so freilich nicht beantworten. Schlampige Fernbefunde können wir uns sparen, weil sie keine Aussagekraft haben. Aber ich kann mich umsehen, welche Statements die Frau sonst noch abgibt und mit wem sie sich assoziiert, welche Inhalte sie selbst auf Facebook teilt, um sie zu verbreiten.

Ich finde die pittoreske Dany S. ganz bezaubernd. Die zieht da eine protofaschistische Nummer ab, daß es nur so scheppert. „Ich bin eine Schildmaid. Keine gewöhnliche Frau. Ich nehme mir das was mir gut tun und schlachte das was mir schlechtes tun möchte.“



Karl Kraus soll angeblich gemeint haben, man erkenne Deutschnationale daran, daß sie kein Deutsch können. Aber Englisch geht eh ganz gut.

Sowas erinnert mich an ein Kinderbuch mit wunderbaren Reimen, aus dem ich meinem Sohn seinerzeit vergnügt vorgelesen hab: „Brülle ich zum Fenster raus, / klingt es stolz und herrlich, / laufen alle schnell davon - / bin ich so gefährlich?“ (Friedrich Karl Waechter)

Es folgt eine säbelrasselnde (besser: axtschwingende) Wichtigtuerei, in der sich Fide Veritas und Dany S. laut Signatur einig sind; sozusagen als „Waffenschwestern“, die hier ein poetisches Beispiel für aktuelles Herrenmenschentum vorlegen.

Dany die Drohende: „Eine Schildmaid hat von aussen keine Schwachpunkte. / Sie ist so hart von aussen, wie das Schild das sie schützt. / Sie ist so scharf in ihrer Wahrnehmung wie ihr Messer das sie bei sich trägt. / Sie bewegt sich mit den Elementen als würde sie einen Tanz tanzen. / Du verlierst dich in ihren Zauber, wenn du dich nicht schützt.“

Wer mit handgemeinen Konfrontationen vertraut ist, wenn es blutig wird, weiß freilich: die wirklich gefährlichen Leute machen keine Sprüche und posieren nicht. Warum? Sie wollen möglichst treffsicher zuschlagen. Das soll man ja nicht kommen sehen. Also ist der gefährliche Bad Ass vorzugsweise schweigsam und konzentriert.



Notfalls befragen wir alte Indianer. Oder Inder. Namaste!

Die Maulhelden und Hinterbänkler machen dagegen gerne auf gefährlich, solange sie selbst nicht in Gefahr sind. Dany die Düstere: „Spiel nicht mit ihr, erwäge es nicht einmal, denn du wirst bluten. / Früher oder später. / Beschwere dich danach nicht wie eine räudige Ratte. / Denn du wusstest es schon vorher. / Du bist nur ihr Trainingsmaterial, sie wächst an dir und am Ende ihres Wegen ist sie unbesiegbar und bereit für Wahallah.“ (Geht Laborratte auch?)

Das trieft von Menschenverachtung und Gewaltverherrlichung, so hätte sie einst als Lehrmädchen bei den Futuristen ein supernes Abschlußzeugnis bekommen. Dany, die Dräuende: „Bist du für dieses Opfer bereit? / Ich ja! / Komm und ich werde dich den Göttern opfern.“ Diese Blutmystik und dieses sich Aufplustern hat seine historischen Entsprechungen.

Ach, was hätten Hitler, Himmler und Konsorten mit jungen Frauen für eine Freude gehabt, die ihre Selbstdarstellung so wie Dangerous Dany formulieren: „Meine Liebe zu meinem Rudel ist Bedingungslos gegenüber anderen erbarmungslos.“

Es hat sich offenbar noch nicht herumgesprochen, daß genau diese Art des präfaschistisch-tribalen Suhlens in Selbstergriffenheit als Konzept einer Gemeinschaft heute so gut wie erledigt ist. Wir leben in einer globalisierten Welt, in der Kapitalismus dominiert und Warenfetischismus als quasireligiöse Massenbewegung mehr Menschen gängelt, denn solide Ideologie aus Büchern und Flugschriften.

Sie kennen das Bonmot? „Ich kaufe mir Sachen, die ich nicht brauche, mit Geld, das ich nicht habe, um Menschen zu beeindrucken, denen das völlig egal ist.“ Und schwupps, hängt man am Haken. Dagegen bleiben „Vater unser“ oder „Für Volk, Führer und Vaterland“ eher schwache Pausennummern. Zumindest bei uns, in der Oststeiermark.

Daß sich Dangerous Dany S. dann auch noch mit dem adaptierten Judenstern behängt und sich mit den Opfern des Holocaust assoziiert, ist bloß ein weiteres obszönes Mosaiksteinchen im Bild neofaschistischer Umtriebe, bei denen die Pandemie genutzt wird, um verunsicherte Menschen zu rekrutieren und Spenden zu sammeln.

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