the long distance howl | origami ninja association / page #6

April, winterlich...

Zugegeben, ich schramme gerade an einer Komplexitätskrise entlang. Das passiert meistens dann, wenn mehr gelingt, als ich erwartet hätte. Das tägliche Pendeln zwischen ganz verschiedenen Themenkomplexen bleibt anstrengend. Aber wie könnte ich mich darüber beschweren?

Im Ausklingen des auf 20 Jahre angelegten Projektes The Long Distance Howl hatte ich naturgemäß die Frage am Hals, womit genau ich die Zeit danach zubringen möchte. Das ergab sich dann aus meinen Pandemie-Dialogen mit Musiker Sir Oliver Mally.

In einem Verzahnen der Alltagsbewältigung und der uferlosen Reflexion, was sich auf unsere Art nur mit genug Selbstironie machen läßt, haben wir die Origami Ninja Association entworfen. Von einer Facebook-Leiste ausgehend gestalte ich eben meine Transitzone vom „Howl“ aus in ein anderes Fahrwasser.

Im Jahr 2021 hatte ich bisher genau eine Veranstaltung: die 730er Session im Turnsaal der Volksschule Flöcking. Das verknüpft „Mythos Puch“ mit „Dorf 4.0“, was ich jetzt nicht erläutern werde, ich erwähne es bloß. Aber in dem Zusammenhang habe ich auch mit dem Konstrukteur Markus Rudolf zu tun, dessen Familiengeschichte eng mit den Puchwerken verwoben ist.

Daraus folgt, Rudolf verfügt über ein exzellentes Archiv, aus dem er mir öfter Material zur Bearbeitung überläßt. Oder ältere Fotos, wie jenes von dem Pinzgauer, der zuletzt an das Ecarus-Team ging. Aber noch kurioser: eine „Information für unsere Jagdgäste“ der Steyr-Daimler-Puch AG. Sie ist handschriftlich dem Herrn Oberingenieur Rudolf (Werke Graz) gewidmet, also Rudolfs Vater Egon, dem letzten Werksdirektor der historischen Puchwerke.

Kleiner Einschub: den Titel Oberingenieur hatte übrigens auch Karl Slevogt verpaßt bekommen. Der wurde vor allem durch seine Autoraserei bekannt, für die man ihn in Graz verknackt hat. Altmeister Johann Puch hatte Slevogt von Laurin & Klement abgeworben und verdankte ihm einige Entwicklungssprünge im Automobilbau.

Ich hab daraufhin Informatiker Hermann Maurer gebeten, das Dokument in die Online-Bibliothek des Austria-Forum zu übernehmen, damit Fans sich das anschauen können. Voila! „Das Jagdrevier. Donnersbach-Donnersbachwald“ ist hier nun als Webbook einsehbar: [Link]

Dann ein ganz anderes Segment, das sich plötzlich im Origami-Sektor aufgetan hat. Die Redaktion der Zeitschrift Art Sheep postete auf Facebook ein Baumblatt mit Häkelrand, das ich in die Origami Ninja-Leiste geschoben hab. Die Reaktion von Andrea Habeler: „Ich seh mich das schon ausprobieren.“ Aber die Quelle war noch ungeklärt. Künstler Günther Pedrotti konnte helfen: „regula dettwiler!?“ So schaut’s aus! [Link]

Habeler hat - auf das Handwerkliche bezogen - etwas Obsessives. Das kann sich im Häkeln ebenso äußern wie im Cellospiel, wozu man seinen Händen ja auch viel beibringen muß. Mir ging bei unserer Korrespondenz bald das Thema Die Ehre des Handwerksdurch den Kopf.

Dazu habe ich ja schon öfter gearbeitet. Dieses Grundmotiv: eine Sache um ihrer selbst willen gut machen wollen. Wie zeigt sich das praktisch? Habeler schickte mir ein Foto: „Dabei machen die Pflanzen das ja mitunter quasi selbst.“ Und bald darauf ihre Paraphrase: „Erster Versuch. Stelle fest, brauch dünnere Nadel und Garn.“ Es wird also nicht beim ersten Versuch bleiben.


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