the long distance howl | origami ninja association / page #3

Zahlenspiele

Zahlen nutzen mir nur dann etwas, wenn sie mir helfen, ein verständliches Bild von einer Angelegenheit zu bekommen. Ich muß Daten begreifen und verwerten können, erst dann werden daraus Informationen. (Daten sind keine Informationen! Klar?)

Als ich mit Musiker Oliver Mally übereinkam, die Origami Ninja Association zu formieren, waren wir uns einig: bloß nicht im Jammertal campieren! Handlungsfähig bleiben. Die Zuversicht pflegen. (Es bleibt genug, was einen zwischendurch runterzieht.)

Wir wissen nach einem Jahr Corona: Planungssicherheit haben wir derzeit keine, die wurde im Museum eingelagert. Aber wir befassen uns mit Themen, leiten daraus Arbeitsvorhaben ab, erörtern Umsetzungsschritte, legen los.

Fällt uns die Behörde in den Arm, weil sich Bedingungen und Regeln ändern, erweist sich folglich etwas als nicht machbar: nächstes Konzept!


Ich sag es ein wenig plüschig: Schritte sind Schritte. Ob ich im Kreis renn, bis ich mit dem Kopf gegen die Wand hau, oder ob ich Wege beschreite (vor und zurück, falls sich Sackgassen darunter befinden), Schritte sind Schritte!

Also: wir gehen! Manchmal laufen wir. Natürlich gibt es auch ein gelegentliches Zusammenbrechen. Ab und zu ist alle Kraft verbraucht. Es kommen besorgniserregende Zustände vor. Wer wüßte davon nichts? Das teilen wir auf dem Kunstfeld mit vielen anderen Metiers.

Aber die Zahlen! Was mach ich damit? Ja, ich will wissen, woran ich bin, wenn ich das Haus verlasse. Dazu brauche ich keine Belegungszahlen von Intensivstationen. Ich brauche auch keinen Body Count, um zu wissen, wie viele Tote wir jüngst hatten. Dadurch weiß ich nämlich nichts, was mir beim Verlassen des Hauses nützt.

Selbst als Laie kann ich eine Einschätzung brauchen: Was begegnet mir, wenn ich vors Haus gehe? Wie groß mag die Chance sein, mit dem Virus in Kontakt zu kommen? Diese Eischätzung ergibt sich erst aus dem Rückblick. Die Inzidenz-Zahlen helfen mir in der Sache.

Inzidenz-Zahlen handeln nicht von infizierten, sondern von erkrankten Personen, die erfaßt wurden. Inzidenz-Zahlen geben uns daher bloß einen Eindruck der Folgen von Infektionen, aber nicht der Dichte infizierter Personen, die einem über den Weg laufen könnten. Ich bin also auf mich gestellt, um einzuschätzen: wie verhalten sich mein Mitmenschen an meinem Wohnort? Gibt es eine Tendenz zur Sorglosigkeit oder zu mehr Vorsicht?

-- [Wachsende Unruhe] --


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