next space / note #18
Wir haben nun die erste
Session absolviert. Der Modus erweist sich als tauglich. Im Video-Input wurden sehr
konzentriert einige Überlegungen vorgetragen, die Stoff zur Debatte anbieten. Danach
gingen auch gleich die Emotionen hoch. Das führte aber zu erstaunlichen Wendungen im
folgenden Gespräch zwischen "SPLITTERWERK"-Leuten und Gästen des Abends.
Ich fand dabei besonders interessant, daß es letztlich zu
einer gemeinsamen Kritik des Status quo in der Branche kam, aus der weitere Schritte nahe
liegen. Ich arbeite zur Zeit am Material für die zweite Session, bei der Architekt
Winfried Lechner ("ingenos", oben 2.v.l., unten rechts) mit seinen Ansichten im
Fokus des Auftaktes stehen wird.
Es war zugleich ein Abend der Debatte darüber, was denn
Kunst sei und welche Rahmenbedingungen sie verlange. (Wie eben bei "next code: cruise".) Es
bleibt verblüffend, daß bei solchen Debatten immer noch die Forderung auftaucht:
"Definieren Sie jetzt einmal, was Kunst ist!"
Allein die letzten zwei, drei Jahrhunderte haben in all dem
enorme Verschiebungen von Begriffen und Praxen hervorgebracht, eine flotte
"Definition" scheint aus diesen Prozessen heraus völlig unmachbar. Zu Zeiten
des Brunelleschi waren Fürsten und Bischöfe freilich ein gänzlich anderes Gegenüber,
als es Bauherren den Architekten heute sind. Oder?
Anders gefragt: Wie bewegt man jemanden, sehr viel Geld
aufzuwenden, um die Realisierung eines Kunstwerkes zu ermöglichen, um ihm dabei
womöglich jede Definitionsmacht abzusprechen? Denn Kunstschaffende ziehen es meist vor,
selbst festzustellen, was denn nun Kunst sei und was nicht. Wie geht das mit den anderen
Positionen zusammen, damit etwas entsteht? (Wir werden diese Diskussionen weiter führen
müssen!)
Cut!
Noch einmal "SPLITTERWERK":
Ein Teil der Crew war eben mit Las Vegas. Das hat damit zu tun, daß ein Standardwerk aus
heutiger Sicht überprüft sein will: "Lernen von Las Vegas: Zur Ikonographie und
Architektursymbolik der Geschäftsstadt" [link] von Venturi, Izenour und Scott Brown; sicherlich eines der
Hauptwerke der Architekturtheorie des 20. Jahrhunderts.
Von dort haben die SPLITTERWERKers eine
üppige Sammlung jener Fotos mitgebracht, die den Automobil-Paparazzo in mir mehr als
unruhig machen. Diese Aufnahme zeigt einen Chevrolet Camaro der ersten Generation, ein
etwa 40 Jahre altes "Pony Car" (short deck, long nose, also etwa:
kurzer Hintern und lange Nase).
Das wird eine eigene Leiste auf meiner
[flame]-site ergeben, wo ich eben (mit Augenzwinkern) dargelegt habe, welche
"Titanen-Geschäfte" solchen Motiven kulturell zugrunde liegen: [link]
Außerdem ist nicht bloß Las Vegas in
wesentlichen Aspekten auf die Sitzposition der Leute hinter dem Steuer eines Autos
ausgelegt, wovon das oben genannte Buch ganz erheblich handelt. Stadtplanung,
Raumentwicklung etc. sind ohne Beachtung des Themas Automobil vermutlich kaum machbar.
Cut!
Im vorigen Eintrag hab ich den Bürgermeister
von St. Margarethen zitiert, der sich explizit gegen die Annahme gestellt hat, Architektur
sei nur was für die Stadt. Er meinte für das Dorf, dem er vorsteht:
Wir wollen zeigen, wie ernst es uns mit dem Thema ist.
Hier ist inzwischen eine energische Reaktion
darauf formuliert worden. (Quelle: "Kleine Zeitung") Die vaterländische FPÖ verlautbart: "Wir
sind ein ländliches Gebiet und kein urbaner Vorplatz."
Nun wäre interessant, zu erfahren, was genau
das heute und auch übermorgen bedeuten mag: "ein ländliches Gebiet". Diese
Darlegung fehlt im Moment freilich noch. Vor allem seitens der FPÖ:
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