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Textreisen (Postkarten aus vergangenen Tagen)
Von Martin Krusche

In einem Gespräch mit dem Historiker Robert F. Hausmann erfuhr ich nicht nur von seinem Faible für Ansichts- und Postkarten, sondern auch davon, daß seinerzeit die Post mehrmals täglich zugestellt wurde.

Man hatte durch dieses Medium ein äußerst leistungsfähiges Kommunikationssystem. Es war sogar möglich, daß ein Reisender auf dem Heimweg von Übersee noch vom Schiff aus seinen Leuten schreiben konnte, an welchem Tag er zu welcher Stunden den Hafen erreichen werde und abgeholt werden könne.

Ein Postflugzeug übernahm die Karte bei einem Zwischenhalt des Schiffes und die Nachricht war dann schneller als der Reisender in der Heimat.

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Ich habe hinterlassene Dinge aus meiner Familie durchgesehen. Darunter befindet sich zum Beispiel diese Karte meine Onkels. Der Poststempel bestätigt die Mitteilung.

Das sind doch recht bemerkenswerte Anwendungsformen.

Es scheint dies ein inzwischen etwas marginalisiertes Medium zu sein, das aber, weil es zum Sammelobjekt wurde, verschiedene Aspekte seines Gebrauchs sehr interessant abbildet und manchmal verblüffende Einblicke gewährt..

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Es sind ferner auf diese Art Ansichten von Orten oder Situationen erhalten, von Personen und Gegenständen, es lassen sich aus diesen Artefakten, aus diesem Medientyp offenbar sehr anregende Überlegungen ableiten.

Solche und andere Karten sind nicht nur ästhetisch interessant und anschaulich, was konkrete Orte oder Ereignisse betrifft. Ich denke, sie eigenen sich vorzüglich, um Menschen in der Region zusammenzubringen, auf daß sie aus dem eigenen Besitz markante Beispiele von Karten mitbringen und diese eventuell zum Anlaß nehmen, bestimmte Themen zu reflektieren und weiterzuerzählen.

So können die Karten als Artefakte, Bildnisse und Katalysatoren genutzt werden. Deutet man ausgewählte Karten als Satzteile, so können sie zu Sätzen und Erzählungen gereiht werden, die dann ihrerseits einen Anlaß geben, mit verschiedenen Mitteln etwas weiter zu erzählen oder zu kontrastieren.

Das wäre nicht nur mit künstlerischen Mitteln zu bestreiten, sonden eine Gelegenheit, ganz verschiedene Intentionen und Verfahrensweisen zu bündeln.

P.S.:
Der Themenzusammenhang "Materie, Energie und Information" ist am Beispiel dieser Objekte auf sehr spannende Art, vor allem auch in Kategorien der Ästhetik und in Formen des Erzählens darstellbar.

Zu: Leben/Kunst/Geschwindigkeit©

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17•07