Log #710: Dorf 4.0

Als Notre-Dame brannte, loderte kurz ein Sturm der Sorge um Europas Kultur oder was auch immer. Auch hier in der Region. Die Social Media sind darin unerbittlich aufgestellt, jedes Emotiönchen, spontan losgeschickt, fliegt einem hier und dort um die Ohren, selbst wenn die Algorithmen solcher Plattformen alles geäußerte nach Regeln filtern, die mir nicht zugänglich sind.

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Das ist übrigens einer der Gründe, warum ich hier an diesem Winkel von Webpräsenz festhalte, wo ich die Pages noch höchst antiquiert in HTML baue, statt mich bloß einem Content Management System anzuvertrauen. Das bedeutet, hier wirken keine Filter und Menschen haben die Freiheit, nah eigener Facon Nachschau zu halten, was sich da tut.

Zurück zum Sensationelle, Die Flammen der Kathedrale wurden von Profis gelöscht. Die demonstrative Sorge um unsere Kultur erlosch von selbst. Eine sensationelle Erregungskurve.

Nun hat, so lese ich, Notre-Dame den Vorfall relativ gut überstanden. Es gibt viel Geld und guten Willen, ihren Stand der Dinge neu zu ordnen. Das imposante Feuer könnte uns überdies Anlaß sein, zu überprüfen, was denn nun auch der Status quo unserer Kultur ist, selbst wenn beides darin unscharf bleibt, was nämlich das Unsere sei und was die Kultur, vor allem aber, was mit dem Wort Europa gemeint ist.

Ich hab gute Gründe, hier im Rahmen von „Dorf 4.0" solche Überlegungen anzustellen, weiterzutragen, denn das ist ja eine reizvolle Markierung: Provinz, das muß nicht provinziell bedeuten. Es trifft sich ferner, daß mein Projekt „Wegmarken" nun endlich in die Gänge kommt, was meint, daß die Finanzierung eines wichtigen Teilvorhabens heuer gesichert scheint. Siehe dazu den vorigen Eintrag!

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Damit steht fest, daß ein kurioses Basis-Team zusammenfindet. Ich meine, wir werden dieses Teilprojekt in einer Zusammenarbeit höchst unterschiedlicher Charaktere realisieren, ein einer Runde inspirierter Menschen, die unterschiedlicher kaum sein könnten.

Die Fotos auf dieser Seite stammen von einem meiner regelmäßigen Gänge über die Felder, wo all diese Zeichen einer Kulturlandschaft zu finden sind, die ohne große Geste von jenem gelebten Leben handelt, das unsere Fundamente ergeben hat. Soweit das die elaborierten Wegmarken betrifft, ist die Volksfrömmigkeit eine zentrale Quelle.

Das ist keine hierarchische Institution. Die deute ich als eine sehr konkrete psychologische Strategie, um die Härten eines Lebens in der agrarischen Welt zu ertragen, zu bewältigen. Darin liegt weiters die Schnittstelle zu jener Transzendenz, in der auch die Kunst wohnt.

Wenn wir demnach uns selbst verstehen möchten, sollten wir unsere Leute verstehen können. Das hat auf Anhieb noch keinerlei europäische Dimension, sondern ist viel kleinräumiger geordnet. Darin werden jene zu irreführenden Schreihälsen, die gerade wieder das Wort Heimat auf einen ganzen Staat anwenden. "Unsere Heimat" mit "unser Österreich" gleichzusetzen, das ist plumpe Propaganda, aber keine auch nur halbwegs präzise Aussage über unsere Kultur.

Zugleich ist es lohnend, über Tellerränder hinauszublicken, also etwa Europa anzusehen, und darin auch den Brand der Notre-Dame zu deuten. Wir leben längst in einer weltumspannenden Info-Sphäre, die mit einer globalisierten Wirtschaft korrespondiert. Es ist daher auch laufend zu klären, auf welche Dimension unseres Lebensraumes wir Vermutungen und Argumente anwenden. (Hier die Notre-Dame-Erörterung!)

-- [Zum Projekt] [Dorf 4.0] --


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17•19