Log #704: Flame Logbuch

Was bleibt? Was kommt?

Ein Ringen um Artefakte und Funktionen des 20. Jahrhunderts fesselt mich seit Jahren. Es ist ein Bestellen und Beleben von Nischen, wo menschliche Fertigkeiten gepflegt werden, die aus den zeitgemäßen Industriehallen immer mehr herausfallen.

Wir wissen momentan überhaupt nicht, wie wesentlich oder nebensächlich dieses Genre ist, dieses Tun der Schrauber und Sammler. Das ganze Mittelalter hindurch waren Mühlen der wichtigste Grund, um die Maschinenbaukunst zu pflegen. Eine technische Revolution wäre in der Antike schon möglich gewesen, hat aber nicht stattgefunden.

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Unser Maschinenzeitalter begann maßgeblich mit James Watt und seiner Optimierung von Dampfmaschinen. Die bekamen einen enormen Bedeutungsschub, als zum Beginn des 19. Jahrhunderts der Vulkan Tambora ausbrach und der Welt, so auch Europa, eine Klimakatastrophe, plus Mißernten bescherte. Davon wurde ein großes Pferdesterben ausgelöst, wodurch die Wirtschaft an Zugkraft und Transportmöglichkeiten verlor. So ereignen sich oft die Ansätze großer Umbrüche.

Und nun?
Was werden wir noch brauchen? Worauf können wir verzichten?
Was muß gesichert werden?

Das 2018er Jahr erreicht sein Ende und hat mir im letzten Abschnitt noch ein paar kleine Markierungen hinterlassen. Zum Beispiel die oben gezeigte Zeichnung, welche Norbert Gall seiner Tochter entrissen hat. Wir sehen, da ist das autonome Fahren also noch kein Thema ;-)

Oder dieses Werkstattfoto von Manuel Wutti. Er ist einer der jungen Meister im Bändigen jener thermodynamischen Hölle, die dann gezielt aus Motoren hervorquillt, um Tempo in die Sache zu bringen. In Manuels Fall spezialisiert auf die Werkeln von Puch.

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Das Optimieren eher kleinvolumiger Motoren ist eine spezielle Leidenschaft. Daß man an diesem Projekt Komponenten der Puch MC 50 erkennt, macht die Angelegenheit spannend. Wir werden sehn... Wäre ich selbst ein Schrauber, geschickt, erfahren, aber auch mit einer hinreichend gefüllten Kaffeekasse versehen, hätte ich nun einen Klassiker mit Geschichte erwerben können. Es wurde mir dieser Tage eine auf Rennmaschine getrimmte Puch, angeblich 1935, angeboten.

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Man wird sehen, was dran ist. Aber es ginge auch überdacht (Schiebedach!). Eben wurde mir ein Steyr Baby angeboten, jener legendäre Streamliner von Konstrukteur Karl Jenschke, allerdings im "Ikea-Modus". (Müßte erst zusammengebaut werden.).

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Es wären freilich sehr viel an Sachkenntnis, Geduld und Geld nötig, um daraus wieder ein Glanzstück zu machen. Lisl Mesicek von der ÖGHK, gerade in Sachen Steyr sehr versiert, schrieb mir dazu: "Da rennen Unsummen an Geld hinein, bis das Ding wieder ansehnlich wird. Das zu Deiner Info." (Na, dann laß ich es lieber... Kleiner Scherz!)

Die amüsanteste Post lieferte mir kürzlich Karl Haar, dessen Leidenschaft Vorkriegsfahrzeugen gilt und der deshalb über ein belastbares Gemüt verfügen muß: "Hallo Martin, ich habe einen Oldtimermotor gekauft (siehe Foto) und eine Spedition mit der Abholung beauftragt. Das Foto hat mir der Verkäufer geschickt. Die Spedition schrieb heute..."

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Guten Tag,
die Ware wurde abgeholt. Können Sie uns nur eine Info geben, was das für eine Ware sein soll, unser Abholhaus hat geschrieben es ist sehr schmutzig, falsch verpackt und schaut aus wie Müll. Bitte Info

Vielen Dank für Ihre schnelle Antwort.
Freundliche Grüsse
D...

Inzwischen erhielt ich die Nachricht: "...und jetzt läuft er schon!"

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coreresethome
52•18