Log #702: Kunstsymposion Mit dem Ende dieses Jahres sind 15 Jahre Laufzeit meines Projektes "The Long Distance Howl"
absolviert, fünf Jahre liegen noch vor mir. Ich hatte die letzten Monate gründlich zu
überdenken, welche Weichenstellungen sich daher nahelegen.
Willy Rast
Mitte Dezember gehe ich mit dem Maler Willy Rast in einer
sehr grundlegende, völlig unspektakuläre Situation. Ein Dialog über die Kunst. Kleiner
Rahmen. Inhaltliche Arbeit. Keinerlei Wow-Effekt. Die Konzentration auf den Kern unserer
Professionen.
Freitag: 14. Dezember 2018
Ich hatte eben erst zu meiner Arbeit mit dem Fotografen
Franz Sattler notiert: "Mich beschäftigt in diesem Abschnitt unserer regionalen
Wissens- und Kulturarbeit das Gewicht des Dialogs." [Quelle] Je stärker
ich um mich herum den Kulturbetrieb als ein geselliges Unternehmen sehe, das in manchen
Bereichen den Triumph von "Kunst und Kulinarik" feiert, desto gewisser
scheint mir, das ein paar ruhigere Nischen gesichert sein sollten, in denen eine
Konzentration auf essenzieller Zusammenhänge möglich ist.
In einem anderen Zusammenhang war dieser Tage zu notieren: "Je
schneller der massenmediale Betrieb wird, je kürzer die Mitteilungen im
Standardgeschehen, je mehr die Effekte Inhalte überlagern, desto sicherer bin ich, an
einer Nische arbeiten zu wollen, in der noch auf frühere Art langsamer und länger
gelesen wird, komplexer gedacht wird." [Quelle]
Franz Sattler
Es ließe sich auch so ausdrücken: Um einer Reihe offener
Fragen nachgehen zu können, brauche ich eine leisere Umgebung und langsamere Abläufe.
Ich sehe derzeit keinen Vorteil darin, gut sichtbar im laufenden Betrieb vorzukommen und
dieses stets beschleunigende Rennen um Aufmerksamkeit zu bedienen. (Ich kann auch nicht
sehen, was dabei der Gewinn für die Kunst sein sollte.)
Beim Finden dieser Klarheiten waren für mich heuer die
Debatten mit Edith Hemmrich und Mark Blaschitz vom SPLITTERWERK sehr wichtig. Sie
neigen nicht zur Konzilianz, wo es um Fragen der Kunst geht. Die führten im heurigen
Frühjahr zu einer gemeinsamen Session: "Martin Krusche spricht: Icarus on Asphalt. The Rage. A Text."
Edith Hemmrich und Mark Blaschitz
(SPLITTERWERK)
So also einige Momente, unter deren Einfluß ich gute
Gründe fand, Reduktion, Verlangsamung, Konzentration in den aktuellen Verlauf zu bringen.
Damit kristallisierte sich heuer die Vorstellung einer Instanz heraus, eines
Gedankengebäudes, das ich Konsortium 18 nannte. Instanz deshalb, weil
es noch keine konkrete Anordnung hat, noch nicht Formation ist, möglicherweise
auch nicht wird.
Der Hintergrund dafür ergibt sich aus meinem derzeitigen
Interesse, Schnittpunkte zwischen Volkskultur, Popkultur und Gegenwartskunst
aufspüren und untersuchen zu können. Im Vordergrund muß ich mich mit inspirierten
Menschen der Kunst widmen können, denn das ist mein zentrales Metier.
Ich schließe heuer den Reigen der Kunstsymposion
aus den hier genannten Gründen und angesichts der Tatsache, daß sich die Formation Fokus
Freiberg unter Leitung von Ewald Ulrich in den letzten Jahren auf diesem Feld
hervorragend profiliert hat. Das heißt, es gibt in meinem Umfeld inzwischen Akteure, die
derlei Leistungen erbringen und auf Kontinuität setzen. Siehe dazu aktuell: "Digitale
Revolution" und "Used"!
Ewald Ulrich
Das bedeutet unter anderem, in meinem näheren Umfeld, das
etwa in meinem Projekt "Dorf
4.0" sichtbar wird, haben sich über Jahre etliche Kulturschaffende gezeigt,
die für ein bemerkenswertes Geschehen sorgen. So auch zum Beispiel Winfried Lehmann und
Helmut Oberbichler, die jährlich für das "Aprilfestival"
sorgen.
Daraus ist leicht abzuleiten, daß wir regional nun
nicht Struktur an Struktur zu reihen brauchen. Stattdessen mögen Konzentrationsschritte
gelingen, um die herum es all die persönliche Zusammenarbeit geben mag, die den
jeweiligen Aufgabenstellungen dienlich ist.
Helmut Oberbichler und Winfried
Lehmann
So schließe ich ein Kapitel, um den Kopf für neue
Optionen freizubekommen. Das verdichtet sich im Augenblick in den Abschnitten zum zweiten
Teil meines 2018er Kunstsymposions:
+) Martin Krusche &
Willy Rast: Zur Kunst (Dialog)
+) Martin
Krusche & Richard Mayr: Interferenzen (Dialog & Ausstellung)
+) Die Vorleistungen der anderen: Franz Sattler zu Albin Schrey (Booklet)
Hier ein Rückblick auf die bisherigen Symposien und ihrer
Themen:
+) Kunstsymposion 2012 [link]
Regionalität und Realität // Globalität und Virtualität
+) Kunstsymposion 2013 [link] the track: axiom | südost
+) Kunstsymposion 2014 [link] the
track: axiom | 2014
+) Kunstsymposion 2015 [link] the track: pop | ikarus
+) Kunstsymposion 2016 [link] the long distance howl | koexistenz in konvergenz
+) Kunstsymposion 2017 [link] the long distance howl | koexistenz 2017
+) Kunstsymposion 2018 [link] the long distance howl | interferenzen
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