Log #677: Haflinger

Inzwischen kommt zugunsten dieses Projekts Bewegung in die Gemeinschaft der Schrauber und Sammler. Ich hab schon eine Weile versucht, einige Annahmen zu überprüfen, die den Steyr-Puch Haflinger als herausragendes Fahrzeug der Automobilgeschichte deuten. Und es scheint sich zunehmen zu bestätigen.

Seine Vorgeschichte, seine Konstruktion und Ausführung, sein Leistungsvermögen in der Praxis, all das verdichtet eine Summe an Qualitäten, die offenbar in keinem anderen Fahrzeug vergleichbar gebündelt sind. Siehe dazu auch: "Der Blechdackel" (Vom Tatra 11 zum Steyr-Puch Haflinger)

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Markus Rudolf (links) und Altmeister Fredi Thaler

Markus Rudolf schrieb mir eben: "...noch was vergessen; die (armen) aber technikverliebten Österreicher im 1. Bundesheer, die hatten schon einen 'Haflinger'- Vorläufer als Zugmittel für die kleinen PAKs und - ganz wichtig - als Träger für die Feldküche. Naja; eigentlich war das Ding ja fast so groß wie ein Pinzgauer und der Steyr 250 Kübelwagen ist ja auch so ein (mittelbarer) Ahne".

Ich hab schön öfter zur Debatte gestellt, daß Handfertigkeit uns nicht bloß dient, um von Hand Dinge herzustellen. Neben diesem praktischen Nutzen hat sie auch eine wichtige Funktion in der Persönlichkeitsbildung eines Menschen und nimmt unmittelbaren Einfluß auf seine Auffassungsgabe, auf das Denkvermögen, auf das Begreifen. Diese Doppeldeutigkeit im Wort ist kein Zufall: Begreifen und Angreifen im Sinn von in die Hand nehmen.

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Herbert Walser (links) und Michael Pust

Eine besonders einprägsame Schilderung zur handwerklichen Basis solchen Begreifens schickte mir Herbert Walser, Leiter des Berufsausbildungszentrums von Magna Steyr. Dazu hätte man früher Lehrwerkstätten gesagt. Davon hat Magna mehrere. Die Zentrale befindet sich im Werk Graz-Thondorf, also im vormaligen Puchwerk.

Walser schrieb mir unter anderem: "Dabei denke ich zurück an meine eigene Ausbildung in der HTL, wo ich in der ersten Klasse 13 Wochenstunden Werkstätte hatte und im ersten halben Jahr ausschließlich gefeilt habe (Blasen und Schwielen an den Händen inklusive). Ich will nicht behaupten, dass das eine schöne Zeit war, aber sie war in jedem Fall prägend und hat mich die Demut vor dem Handwerk und den Umgang mit jenem Werkstoff gelehrt, nach dem mein Berufszweig benannt ist: Metalltechnik." Zu Walser siehe auch: "Woher bekommt man gute Leute?" (Unentbehrliche Lehrwerkstätten).

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Max Reisch mit seinem umgebauten Steyr 100 (Foto: Reisch-Orient Archiv)

Beim Ausloten historischen Hintergründe ist mit Peter Reisch sehr hilfreich. Er verfügt über große Kenntnis und ein famoses Archiv. Sein Vater war ein Weltreisender von Rang, der Allradtechnik aus Graz zu schätzen gewußt hätte. In der aktuellen Post an mich heißt es unter anderem:

"Max Reisch hat das Gewichtsproblem eines Fahrzeuges klar erkannt und die Vorzüge eines 'leichten' Wagens in schwierigem Gelände waren von eklatantem Vorteil. Oft merkte er in seinen Vorträgen an, das 'Allrad' für ihn das Optimale auf seinen Dschungelfahrten durch Asien gewesen wäre. Zitat: 'Allradantrieb gab es damals (1935) schon, aber nur für militärische Zwecke, außerdem wären all diese Fahrzeuge viel zu schwer gewesen!'"

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Martin Vormann im Grazer Einser-Werk von Puch

Martin Vormann, ein fröhlicher Haflinger-Pilot aus Deutschland, wahlweise auch mit seinem Steyr-Puch 700 auf Achse, hat in seinem persönlichen Umfeld um Unterstützung für mein Vorhaben gebeten. Die kam nun etwa prompt aus Tirol. "Wir befassen uns seit knapp 20 Jahren mit dem Fahrzeug und Sohn Felix war z.B. in Spanien mit dabei den ersten richtig funktionierenden 6x6 aufzubauen." schrieb mir Felix Wegleiter.

Tja, der 6x6 ist ein spezielles Thema, auf das ich noch eingehen werde. Aber auf Anhieb fand ich natürlich das spannend: "Die Fahrt mit diesem Trialgerät ist der reine Wahnsinn. Wo Haflinger nicht mehr weiter können oder der Fahrer sich nicht mehr getraut fängt der Spaß mit dem Trialer erst an!"

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Trial-Haflinger (Foto: Felix Wegleiter)

Darin deutet sich auch ein Thema an, das ich kürzlich ebenso bei Robert Harrer in Passail bestätigt fand. Wenn man seine Kinder nicht von allen Handgriffen möglichst fern hält, wenn sie Werkzeug benutzen und wo zupacken dürfen, dann kommen Talente zum Vorschein, auf die unsere Gesellschaft nicht verzichten kann.

Das Wischen auf den glatten Oberflächen von Electronic Devices hat diesen und jenen Nutzten, aber wir brauchen als körperliche Wesen in einer räumlichen Welt die Erfahrungen des Zupackens und die Kompetenz der Handfertigkeit, die fein abgestufte Orintierung im Raum, das gut koordinierte Zusammenspiel von Augen und Händen.

Das ist nicht verhandelbar, sondern hat mit unserem Menschsein zu tun, wobei Körper, Geist und Seele in einem permanenten Austausch stehen, damit wir uns entwickeln können. Dort wurzelt übrigens auch, was ich "Die Ehre des Handwerks" nenne, aber dazu später. Jedenfalls können Smartphones und Tablets uns all das nicht ersetzen.

-- [Steyr-Puch Haflinger] --


coreresethome
26•18