Dabei zeigen sich dann manche Motive von eigenartiger graphischer Qualität, die mich vom ursprünglichen Gegenstand absehen läßt; wie etwa dieser Ausschnitt aus einer Werkszeichnung mit der Draufsicht auf den Haflinger, der mit Verdeck dasteht.

Oder ich staune über die äußerst wechselhafte graphische Machart verschiedener Werbemittel aus den frühen 1960er Jahren. So etwa dieser Ausschnitt aus einem Folder, der sich zum Poster aufklappen läßt und alle wichtigen Basisdaten enthält. Das sind auf visueller Ebene einige Momente, in denen die Ästhetik der Popkultur energisch durchschlägt. Andrerseits verblüfft oft die unbedarfte Art der Werbemittelgestaltung. Ich hab im Austria-Forum eine kleine Publikation mit Presseaussendungen aus den Jahren 1961 und 1962 deponiert: [link] Die sind auf eine Weise gemacht, wie sie für heute völlig undenkbar erscheint. Und der Tonfall ist dabei immer sehr moderat.

Es war damals eher offenbar noch nicht üblich, in der PR-Arbeit gar so überzogene Stimmungsbilder zu verwenden. Hier geht es außerdem um ein Nutzfahrzeug, was für einen zusätzlichen Hauch an Unterkühlung der Werbemittel sorgt.

Drucksorten wie die nächste waren in mehreren Sprachen abgefaßt, neben Deutsch auch in Englisch, Französisch, Italienisch und -- wie mir scheint -- in Chinesisch. Die graphische Gestaltung läßt mich annehmen, hier habe ein technischer Zeichner für die Werbeabteilung gearbeitet. Damals durchaus übliche Praxis.

Das änderte sich freilich beizeiten. Eine weiterer, nicht datierter Faltprospekt, der innen als Poster ausgelegt ist und eine Rißzeichnung des Haflinger zeigt, führt von der frühen Sachlichkeit weg und liefert eine Art Stimmungsbild, das ich als Party-Poster deuten würde. Diese Arbeit setzt auf Jugendlichkeit gleichermaßen wie auf etwas Solides, Familienbezogenes, tippt aber auch Berufstätigkeit und Freizeit an, behauptet für alle Bereiche auffallend gute Laune.

Im Innenteil des im Kreuzbruch gefalteten Din A2-Bogens hat man es besonders bunt getrieben. Die Informationen kommen nicht ganz so kühn daher wie die berühmten Siebdruck-Portraits von Andy Warhol, aber doch ebenso farbenprächtig. Ich nehme an, dazu hat man Warhols Arbeiten gelannt: Hafi goes Pop!

Ein interessantes Detail: Bei dieser visuellen Leistungsschau in Sachen Offroad- Fähigkeiten werden auch gleich die verschiedenen Kabinen- und Verdeckvariantren durchdekliniert. Das ist also im Vergleich zum chinesischen Blatt graphisch schon ziemlich raffiniert gemacht.

Dazu an dieser Stelle noch kurz ein Blick in jene Laubenkapelle von Hofstätten, die man leicht findet, wenn man von Gleisdorf Richtung Feldbach fährt; da steht sie linkerhand an der Straße. Das betrifft nun unser Projekt "Wegmarken", welches wir den Klein- und Flurdenkmälern der Region widmen.

Es geht uns dabei unter anderem um visuelle Codes, die einerseits der Volksfrömmigkeit entspringen, aber auch andrerseits  -- wie hier -- an komplexeren Kunstwerken orientiert sind. Doch was sie fast alle gemeinsam haben ist, soweit ich bisher entdecken konnte, ein sehr kräftiges Farbenspiel.

Das heißt nun, wir führen verschiedene Betrachtungen zusammen, verarbeiten dabei Eindrücke aus Zeitgeschichte und Technologiegeschichte ebenso, wie aus Volkskultur, Popkultur und Gegenwartskunst.

Diese Arbeit berührt etwa Fragen nach den ästhetischen Konventionen, mit denen wir unser Alltagsleben ausgestattet haben, wie wir darin sehen gelernt haben und wo sich dann allenfalls Übergänge zur Kunstbetrachtung auftun. Darin bildet sich die Realität regionalen Lebens ab. Darauf reagiert die Wirtschaft mit ihren Kommunikationsweisen. Das reflektiert auch die Kulturpolitik, oder schweigt auffallend dazu.

Worin sich all das verbindet? In der Beachtung sinnlicher Erfahrungen, in den Fragen, wie wir unseren Lebensraum gestalten, womit wir ihn ausstatten, in den Überlegungen, wovon unser Gemeinwesen kulturell geprägt ist und weiter geprägt wird...

-- [Logbuch] [Steyr-Puch Haflinger] [Wegmarken] --

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