Log #673: Flame Logbuch Der Haflinger im Hintergrund könnte als Hinweis
gedeutet werden. Die zwei Herren stehen genau richtig. Links Robert Harrer, der über eine
exquisite Haflinger-Kollektion verfügt und für kommenden Mai eine Jubiläumsveranstaltung
organisiert.
Rechts ÖGHK-Repräsentant
Gottfried Lagler, dessen Oldtimer Stammtisch Figaro in der Region für Akzente
sorgt. Wir haben alle schon einen Blick auf "60 Jahre Steyr-Puch Haflinger".
In diesem Zusammenhang durfte ich vor einigen Tagen den Konstrukteur Egon Rudolf
besuchen, der die ganze Entwicklung in Graz ab 1955 miterlebt hat und seine Berufslaufbahn
als Werksdirektor der Puchwerke beendete. Hier ein kleiner Rückblick auf diese
Begegnung: "Im Spiel der Veränderungsschübe".
Derweil arbeitet Graphic Novelist Chris
Scheuer am Cover für mein Haflinger-Buch, das im kommenden Frühjahr erscheinen
soll. Das Projektteam hat mir inzwischen die Titelwahl bestätigt: "HAFLINGER.
Eine kleine Kulturgeschichte des Steyr-Puch Haflinger AP 700". Ich werde also
die bemerkenswerte Position des Hafi innerhalb der Automobilgeschichte des 20.
Jahrhunderts herausarbeiten. Und das ist eben nicht bloß Technologie-Entwicklung, sondern
vor allem auch Sozial- und Kulturgeschichte.
Der Haflinger ist eine
außergewöhnliche Konstruktion im Rahmen jener Volksmotorisierung, die ab dem Ende der
1950er Jahre das Antlitz Europas, ja der Welt, verändert hat. Diese Volksmotorisierung im
Automobilbereich hatte in Österreich bedeutende zweirädrige Vorboten.
Erstens haben die Motorräder aus Graz bei uns
einst den Markt beherrscht. Dieser Rang der Puch-Produkte reicht viele Jahrzehnte
zurück. Zweitens wurde in den 1950ern vom Staat der Fahrzeugtyp Moped per Gesetz
definiert. Dafür hatte man bei Puch längst die passenden technischen Lösungen,
um nach Kolibri und Styriette mit der Stangl-Puch (MS 50) eine
geniale Konstruktion zum Auftakt in der Mopedwelt zu machen. Dem folgten viele großartige
Modelle, wovon das Puch Maxi bis heute fix zu Österreichs Straßenbild gehört,
obwohl die Grazer Zweiradproduktion in den 1980ern endete.
In der Sache präsentiert Experte Fritz Ehn
demnächst sein neu verfaßtes Kompendium
im Johann Puch.-Museum Graz. So ist festzustellen: Es hat sich vor allem in den
letzten zehn Jahren recht viel getan, um die Geschichte der historischen Steyr-Daimler-Puch
AG mit ihren Produkten anschaulicher zu machen. Das drückt sich auch in der Präsenz
von Puch-Fahrzeugen bei Klassiker-Treffen aus, wo inzwischen vor allem über die
Mopeds eine junge Schrauber-Generation in Erscheinung tritt.
Derweil durfte ich Altmeister Fredi Thaler
wieder etwas von seiner Arbeit abhalten. Er ist übrigens gerade mit einem Haflinger
beschäftigt. In seiner Laube hat er mir ein paar weitere Dokumente aus der Zeit
vorgelegt.
Auf dem Tisch liegt das Datenblatt zu einem
der seltenen Haflinger Triebköpfe, wovon ich zum Glück wenigstens schon einmal
einen live sehen konnte. In all diesen Zusammenhängen wird übrigens noch von Jenschke,
Ledwinka und Porsche zu reden sein. Ich sehe Ferdinand Porsches Austro-Daimler Sacha
(1922) als wichtigen Meilenstein in der Entwicklung effizienter Kleinwagen.
Zehn Jahre danach setzte Erich Ledwinkas Tatra
57 eine bemerknswerte Markierung. Das Steyr Baby (1936) war Karl Jenschkes
Glanzleistung, nachdem er mit dem Steyr 100 schon Geschichte geschrieben hatte.
All das wurde in der Nazi-Ära durch den "Schell-Plan" weggewischt.
Oberst Adolf von Schell war in Görings
Auftrag darangegangen, die gesamte Automobilproduktion des Reiches zu straffen, die
Modellvielfalt drastisch zu reduzieren, auf daß die Wehrmacht einen leichter zu wartenden
Fuhrpark erhalten könne. Mit dieser "Modellbereinigung" wurde ab dem
1. Jänner 1940 den Produzenten vorgeschrieben, was sie zu bauen hatten und was entfallen
mußte.
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