log #661: Mythos Puch V In Sachen Haflinger
Gleisdorf ab: 12:13 Uhr, Wien an: 16:02 Uhr. Nachts retour. Und dazwischen eine kleine
Konferenz in einer Konditorei am Wiener Hauptbahnhof. Das ist überaus passend, wo es um
Mobilitätsgeschichte geht, zumal zwei der drei Männer, die ich zu treffen hatte, seit
Jahren intensiv mit dem Thema Eisenbahn befaßt sind.
Den Begriff Railjet finde ich
geradezu romantisch. Jet ist das englische Wort für Strahltriebwerke, auch für
Düsenflugzeuge. Die metaphorische Düse auf Schienen hat Geschichte. George und Robert
Stevenson hatten im Jahr 1829 mit ihrer Lokomotive das legendäre Rainhill-Rennen
gewonnen.
Dabei war es um die Ermittlung der
tauglichsten Maschine für die Eisenbahngesellschaft Liverpool and Manchester Railway
gegangen. Die Stevensons nannten ihre Lokomotive Rocket, also Rakete. Das stand
für eine Höchstgeschwindigkeit von 47 km/h. Später sollten erste Automobile, die kaum
über 40 km/h kamen, den Menschen einen Eindruck von Raserei und Geschwindigkeitswahn
vermitteln. (Deshalb wurden bei uns 1905 amtliche Kennzeichen eingeführt.)
Rund ein Jahrzehnt vor dem Rainhill-Rennen hatte Erzherzog Johann von Österreich
Reisen nach England unternommen, um die damals führende Industrienation der Welt besser
kennenzulernen. Dabei war er, wie seine peniblen Reiseaufzeichnungen schildern, von James
Watt persönlich empfangen worden. Watt hatte jene Verbesserungen der Dampfmaschine
ersonnen, die ein vernünftiges Verhältnis zwischen Energieaufwand und Energieausbeute
schufen. So erhielt die Welt eine vielfach nutzbare Kraftquelle, welche vor allem sehr
schnell mobil wurde.
Die Rocket im Buch The
Working and Management of an English Railway (1889)
Zwar waren Pferde als wesentliche
Traktionsquelle noch bis zum Zweiten Weltkrieg unverzichtbar, aber der „Hafermotor"
hatte eine epochale Konkurrenz erhalten. Ich hole so weit aus, weil unsere kleine
Konferenz dem Steyr-Puch Haflinger gewidmet war, der seinen Beinamen von einer
kleinen, robusten Pferderasse hat, die in Tragtierkompanien militärisch eingesetzt wird.
Der Hafi, von dem ich gerne als dem
kleinsten Lastwagen der Welt spreche, hat 2019 sein 60 Jahr-Jubiläum. Daher möchten wir
diesem bemerkenswerten Fahrzeug ein Publikation widmen. Warum kleinster Lastwagen der
Welt? Dieses Minimum an technischem und materiellem Aufwand für das enorme
Leistungsspektrum der Konstruktion dürfte bis heute unübertroffen sein.
Das Fahrzeug entstand in der Verantwortung von Erich Ledwinka, beruhend auf Prinzipien,
die sein Vater, der Automobilpionier Hans Ledwinka, ersonnen hat. Der Hafi ist
also auch ein Meilenstein in der Automobilgeschichte und meines Wissens die erste
eigenständige Autmobilkonstruktion Österreichs nach dem Zweiten Weltkrieg.
Das sind also etliche Bezugspunkte, um dieses kommende Jubiläum interessant zu machen.
Ich bin ferner mit Mythos Puch V auf der Spur dieses Themas, da ich heuer die
Vernstaltung unter den Titel „Der Geist des Transports" gestellt hab, also
einige Grundlagen erarbeite, die uns für das kommende Jahr nützen werden.
Von links: Martin Ortner, Rene
Wachtel und Franz Straka
Ich hab nun hier dieses Wir noch nicht näher
beschrieben. Rene Wachtel wurde für mich zum Angelpunkt des Haflinger-Vorhabens.
Als Boss der Austrian Car Collection hat er in den letzten Jahren dafür gesorgt,
daß die Sammler von Autominiaturen eine wachsende Auswahl exquisiter Modelle der
historischen Steyr-Daimler-Puch AG erhalten können. Aber auch Fahrzeuge anderer
Marken Österreichs sind durch ihn nun verfügbar.
Martin Ortner und Franz Straka betreiben die Railway Media Group mit ihrem
vielfältigen Sortiment an Eisenbahnliteratur. Die beiden machen nun einen konzentrierten
Schritt auf das Feld der Automobilsgeschichte.
Die Sache kam in Gang, als mich Altmeister Fredi Thaler anrief, weil Reinhard Hütterer,
der sich auf Ersatzteile für den Haflinger spezialisiert hat, jemanden suchte, der sich
des Themas annehmen könnte.
Bevor ich nun diese Fahrt nach Wien antrat, hatte ich mich noch mit Constantin Kiesling
getroffen, der zu den profundesten Kennern der Haflinger-Geschichte zählt und
ein maßgebliches Internet-Projekt zum Thema Haflinger aufgebaut hat.
Fredi Thaler (links) und Constantin
Kiesling
Aus all dem darf man schließen, daß es im
kommenden Jahr wohl eine reizvolle Haflinger-Miniatur geben wird, eine interessante
Publikation und allerhand gesellige Ereignisse, um stundenlang über alte Autos zu
plaudern.
-- [Der Haflinger] [Der Geist des Transports] --
core | reset | home
17•18 |